
Wie geht es Trauernden am Valentinstag, wenn alle durch den Rewe laufen und Rosen, Herzen oder Teddybären kaufen? Noch so ein Jahrestag, der schwierig ist für Trauernde?
Und wir sehen ja nur das Äußere, wir sehen vermeintlich glückliche Paare, die zusammen essen gehen, Männer und Frauen, die mir Rosensträußen heimfahren... wir wissen nicht, wie es in diesen Ehen und Familien wirklich aussieht. Aber wir sehen es von außen, spüren Trauer und Sehnsucht.
Ein Witwer, den ich vor einigen Jahren begleitete, erzählte mir, er sei am Valentinstag sehr traurig gewesen, da all die Menschen mit Rosensträußen unterwegs waren, während er seine Frau sehr vermisste. Mir ging es dieses Jahr auch so. Gefühlt jeden Tag trudelten neue Emails bei mir ein, Fleurop Werbungen zum Valentinstag, Einladungen zum Dinner, Kurzurlaub für Zwei, Wellness für Paare. All das kann ich nicht mehr machen, da mein Mann im Pflegeheim lebt und dement ist... wie also mit Valentinstag umgehen, wie auch mit den anderen klassischen "Jahretagen", wenn der geliebte Mensch fehlt oder aufgrund schwerer Erkrankung vieles nicht mehr möglich ist?
Bei klassischen Jahrestagen denken wir eher an Geburtstage, Weihnachten, Valentinstag ist weniger so ein Familientag, daher betrifft es eher die Trauer um den Partner oder die Partnerin... für eine Kooperation zum Thema Valentinstag habe ich einen kleinen Videobeitrag gefertig.
Jahrestage sind markante Tage im Jahreskreis, an denen uns die Trauer wieder stärker überfällt, an der wir die geliebte Person besonders vermissen. Es gibt allgemein emotionale Tage, mit denen einsame Menschen in der Gesellschaft kämpfen, wie Weihnachten, Valentinstag oder auch traurigen, nebligen Tage im November. und es gibt individuelle Jahrestage, eben unser Geburtstag oder der des Verstorbenen/der Verstorbenen Person, Hochzeitstag, auch der erste Einschulungstag des eigenen Kindes oder eben der erste und der zweite Todestag können solche markanten Tage sein.
Wie damit umgehen?
Oft ist es gut, sich bewusst zu machen, dass dieser Tag oder dass es rumd um diese Tage besonders schwierig ist. Dass wir besondere Selbstfürsorge brauchen, gute Kontakte, ein schützendes und stützendes Umfeld. Das ist gerade an Weihnachten sehr schwer, wenn alle sich in die Familie zurück ziehen. Es ist aber auch schwer, wenn alle scheinbar das romantische Fest der Liebe feiern, die Blumenindustrie den höchsten Umsatz an Rosen macht...
Ich hatte einmal vom normalen Rhythmus her meine Trauergruppe der Witwer und Witwen am Valentinstag und habe als Thema des Abends einen großen Rosenstrauß in die Mitte gestellt. Sie waren teuer, kostbar und wunderschön. Und regten das Gespräch über die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit an diesem Abend sofort an. Und ich war an dem Abend so unendlich dankbar, dass mein Mann damals noch gesund war und mit dem Abendessen zu Hause auf mich wartete. Heute ist das nicht mehr so.
Was ich heute im überfüllten Rewe sah, war eine Orgie in Kitsch, Rosarote Herzen, Blumen, Plüsch und Teddybären, die schon wieder so übertrieben war, dass ich nicht wusste, sollte ich lachen oder weinen? Daher freue ich mich, dass Carina Ehrenhöfer mich eingeladen hatte, zu dem Thema etwas zu machen...
Sorgen Sie gut für sich an diesen Jahrestagen, bitten Sie Freunde oder Freundinnen im Vorfeld um Gesellschaft oder kaufen Sie sich selbst bewusst einen Strauß Rosen oder gehen Sie mit Rosen zum Grab, ins Krankenhaus, ins Hospiz oder ins Pflegeheim. Die Sprache der Rosen wird ankommen. Denn es geht darum, die Liebe auszudrücken, die wir immer noch im Herzen tragen, auch wenn es heute vielleicht ein sehr trauriges Herz ist...
Es grüßt Sie herzlich
Monika Müller-Herrmann

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