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Trauer, Weihnachten und innerer Stress

Trauer, Weihnachten und Weihnachtsstress

 

 

Vielen Menschen sehen eher mit traurigen Gefühlen auf Weihnachten, da sie einen geliebten Menschen vermissten, ohne ihn oder sie Weihnachten feiern.  Die Trauer und auch der innere Stress sind rund um Weihnachten herum besonders groß. Es gibt verschiedene Weihnachtsbräuche, die besonders für Trauernde gedacht sind:

 

 

-  Ein Gedeck für den Verstorbenen mit aufdecken, ihm bewusst zuprosten, ihm ein Foto hinstellen.

 

- eine Kerze und einen Tannenzweig zum Foto legen.

 

- einen Tannenzweig vom Baum abschneiden und aufs Grab legen.

 

- kochen Sie bewusst das Lieblingsessen des Verstorbenen, auch wenn es schwerfällt, und spenden Sie eine Portion an einen Freund oder eine Nachbarin.

 

 

Machen Sie sich klar, viele Menschen sind mit ihrer Trauer einsam und alleine jetzt in diesen Tagen. Auch wenn es so aussieht, nicht alle feiern ein fröhliches Fest mit ihren Familien. Sprechen Sie jemanden an, mit dem Sie zusammen essen können, spazieren gehen können oder der Sie anrufen kann an diesen Tagen. Selbst Telefonverabredungen helfen.

 

„Mental Overload ist sicherlich einer dieser Begriffe, der in den letzten Jahren eine steile Karriere hingelegt hat. Alle sprechen davon und viele erkennen sich darin wieder. Aber was genau ist eigentlich Mental Load? Oder Mental Overload?  Als Mental Load bezeichnen wir die unsichtbare, oft ungleich verteilte Verantwortung für die Organisation und Planung von Aufgaben im Alltag, besonders im familiären oder häuslichen Kontext. Es umfasst die ständige mentale Arbeit, an Aufgaben zu denken und sie zu priorisieren, ohne sie physisch auszuführen. Dies kann für die Betroffenen sehr belastend sein.“ Zitat Dr. Filomena Sabatella, Isabel Willemse (Originalartikel hier nachlesbar)

 

 

Warum Mental Load oder unserer innerer Stress sowohl mit Trauer wie ohne Trauer während der (Vor)Weihnachtszeit besonders hoch ist: In der Weihnachtszeit erleben viele Menschen eine besondere Form von beruflichen und privaten Verpflichtungen, die in dieser ohnehin schon emotional sehr dichten Phase des Jahres noch einmal zunehmen.

 

 

Fragen Sie sich immer wieder, was heute wirklich wichtig ist. Wenn Besinnlichkeit ein Ziel ist, kann es hilfreich sein, diese konkret zu definieren. Ist es der gemütliche Besuch eines Weihnachtsmarkts, ein Nachmittag mit heißer Schokolade und einem Buch, oder ein Spaziergang im Wald?  Nehmen Sie sich bewusst Zeit dafür und ermutigen Sie Ihre Klient:innen, das auch zu tun.

 

 

Viele  Weihnachtsbräuche scheinen jetzt nicht mehr zu stimmen, werden aber aus Verpflichtung getan, z.B. der Gedanke, ich habe eigentlich gar keine Lust, fünf Plätzchenrezepte zu backen oder eine große Gans zu braten. Aber wir meinen, es sollte so sein, wir müssten es tun. Wir zwingen uns oft dazu, weil wir meinen, es gehört in diese Zeit.

 

Wie kann ich mit mehr Leichtigkeit durch diese Zeit gehen?

 

 

Ein wichtiger Ansatz, ist zum einen die Akzeptanz der zahlreichen Aufgaben, die diese Zeit unweigerlich mit sich bringt. Das bewusste Annehmen dieser To-dos und Verpflichtungen kann helfen, den inneren Widerstand aufzugeben. Wer nicht ständig gegen die Fülle an Aufgaben ankämpft, sondern sie als gegeben akzeptiert, spürt oft schon eine gewisse Entlastung. Die letzten Tage vor dem Urlaub, da staut sich vieles im Büro und wenn wir endlich in die Weihnachtspause gehen, sind wir vielleicht völlig erschöpft.

 

Auf der praktischen Ebene ist es total wichtig, sich zu fragen: welche To-dos sind wirklich wichtig, welche können vielleicht delegiert oder weggelassen werden? Wo kann ich Nein sagen? Wo setze ich Prioritäten? Wo ist weniger vielleicht mehr? Wo sind gekaufte Plätzchen vielleicht besser, wenn ich dafür eher mal spazieren gehen kann, was mich wirklich entspannt.

 

 

 Die psychologische Ebene ist auch wichtig. Hier heißt es, die eigenen Wertvorstellungen und Ansprüche an sich selbst zu reflektieren. Bei vielen Menschen spielt die hohe Erwartungshaltung an sich selbst eine zentrale Rolle im weihnachtlichen Overload. Die Vorstellung, alles perfekt und harmonisch zu gestalten, erzeugt oft zusätzlichen Druck. Wo kann ich eine pragmatischere Haltung einnehmen? Müssen Sie das Brot und Gebäck wirklich selbst backen, oder reicht es, ein leckeres Brot in der Bäckerei zu kaufen? Muss es eine ganze Gans sein oder ginge auch Entenbrust? Es geht darum, mir klar zu machen, dass Perfektion oft nicht nötig ist und kleine Abstriche den Stress oft erheblich verringern können. Muss ich zu jeder Weihnachtsfeier gehen? Oder bleibe ich nur kurz und gehe früher?

 

 

Und natürlich kann ein weiterer Ansatz zur Bewältigung des weihnachtlichen Mental Loads auch darin bestehen, Unterstützung zu mobilisieren. Verteilen Sie, wenn möglich, in der Familie in die Planung der Geschenke oder Aufgaben wie den Kauf des Weihnachtsbaums. Kochen Sie zusammen, stehen Sie nicht alleine stundenlang in der Küche. Vielleicht gönnen Sie sich auch einfach einmal eine Lieferung? Es gibt schon sehr gute Lieferservices für Lebensmittel. Im beruflichen Umfeld könnte ein Teammitglied dabei helfen, Berichte zu schreiben oder vorübergehend Projekte zu übernehmen. Arbeiten Sie an der eigenen, inneren Überzeugung, dass man alles alleine schaffen muss und dass es ein Zeichen von Schwäche sei, um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen.

 

Eine weitere Strategie kann Achtsamkeitspraxis sein. Tun Sie bewusst eine Sache. Verweigern Sie sich dem Multitasking. Gehen Sie bewusst spazieren und atmen Sie bewusst die kalte Waldluft ein, anstatt ihre innere to do Liste zu wälzen. Backen Sie bewusst Plätzchen, genießen Sie die Gerüche der Gewürze, den typischen Weihnachtsduft. Bummeln Sie über den Weihnachtsmarkt und essen Sie andächtig eine gebrannte Mandel oder eine Maroni, kosten Sie den Geschmack voll aus.

 

Selbstfürsorge zum Jahresende

 

 

Besonders wirkungsvoll ist die Einführung von kleinen Ritualen, um gut für sich zu sorgen. Rituale erfordern keine großartige Planung und keinen inneren Entscheidungen (»Soll ich das jetzt wirklich machen?«).

 

Wiederkehrende Rituale in der Selbstfürsorge, wie ein regelmäßiger Spaziergang oder eine feste »Pause« inmitten des Tages, können eine wertvolle Entlastung sein und helfen, den Stresspegel niedrig zu halten. Vor allem dann, wenn man das Gefühl hat, dass man sich gerade keine Pause gönnen kann, denn am Ende sind wir dank dieser Pausen meist produktiver. Gerade in der Adventszeit wird Selbstfürsorge zu einem wichtigen Gegengewicht von zunehmendem Mental Load.. Schon kleine Auszeiten – wie eine heiße Schokolade oder ein Moment der Stille – wirken sich positiv aus und geben das Gefühl, dass sie trotz aller Verpflichtungen ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen. Solche Momente helfen, im Strudel der Termine nicht das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu verlieren.

 

 

Manchmal ertappe ich mich dabei, möglichst alle offenen Aufgaben zu erledigen, um »sauber« ins neue Jahr zu starten. Ein solches Bedürfnis nach Abschluss erzeugt oft den Druck, bis zum Jahresende alles geschafft zu haben. Es ist immer wieder gut, diese Erwartungshaltung zu hinterfragen und die Notwendigkeit des vollständigen Abschlusses zu reflektieren. Oft genügt es, sich selbst die Erlaubnis zu geben, dass größere Projekte auf den Jahresanfang verschoben werden dürfen. Oder auf die Zeit zwischen den Jahren… Ein realistischer Blick darauf, was unbedingt noch im alten Jahr abgeschlossen werden muss und was ins nächste Jahr verlegt werden kann, kann die innere Anspannung reduzieren.

 

Ich schließe meine Praxis immer zwischen Weihnachten und dem 6.1. des neuen Jahres. Die Rauhnächte sind für mich eine besondere Zeit des Innehaltens, der Rückbesinnung und des Ausblicks aufs neue Jahr. Gönnen Sie sich das auch!

 

Die Autorinnen des hier mehrfach zitierten Originalartikels sind Dr. Filomena Sabatella und Isabel Willemse.  

 

Ich wünsche Ihnen von Herzen eine schöne Vor-Weihnachtszeit, gut  begleitete Weihnachten, liebevolle Menschen um  Sie herum, auch wenn es für dieses Jahr vielleicht nicht mehr der über alles geliebte Mensch ist, mit dem Sie Weihnachten verbringen können. Auch mein Weihnachten ist alles andere als perfekt, ich lasse mir helfen von meinen sehr guten Freundinnen, von einem sehr guten Lieferservice und ich habe eine sehr hilfsbereite, freundliche Haushaltshilfe. Und auch ich vermisse meinen Mann unendlich, auch wenn es "nur" die vorweggenommene Trauer ist, weil er seit diesem Sommer mit Demenz im Pflegeheim lebt und ich jetzt alleine lebe.

 

Mit ganz herzlichen Grüßen, der Adventskalender läuft noch bis zum 6.1.25 weiter,

Hier können Sie noch einstiegen, wenn Sie wollen: https://adventskalender.funnelcockpit.com/optin-seite/

 

Monika Müller-Herrmann

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Juliana Bastian (Sonntag, 15 Dezember 2024 08:29)

    Vielen Dank für die offenen Worte. Viele ihrer Gedanken und Ideen hatte ich schon selbst und manche davon sind neu. Aber auch, wenn ich vieles davon schon umsetze, tut es gut, darüber zu lesen. Es bestätigt mich auf meinem Weg. Und es ist gut, nicht alleine zu sein. Es ermutigt mich, weiter zu machen und jeden Tag neu anzugehen.
    Mein neuester Projekt: Ich setze mich jeden Tag vor eine Tageslichtlampe, um meine Sehnsucht nach Licht (Sonne) etwas zu befriedigen. Es hilft ein kleines bisschen.
    Liebe Grüße
    Juliana

  • #2

    Monika Müller Hermann (Sonntag, 15 Dezember 2024 08:33)

    Liebe Juliana,
    So eine Tageslichtlampe habe ich auch. Das hilft wirklich in der dunklen Jahreszeit!
    Liebe Grüße,
    Monika Müller-Herrmann

  • #3

    Heike Duda (Samstag, 21 Dezember 2024 08:54)

    Liebe Frau Müller Herrmann
    Vielen Dank für Ihre tägliche Begleitung durch den Advent ������
    Es ist für mich sehr schön und wertvoll,jeden Tag eine Pause einzulegen und Ihre Texte zu lesen.
    Sie sind hilfreich und lassen mich auf eine wunderbare Art und Weise auf das schauen was schmerzhaft ist und gleichzeitig aufzeigt ,wie sich all das schöne und lebendige immer wieder zeigt .......das Leben hat sehr viel Licht in den dunklen Zeiten.
    Dieses Licht zu sehen ,wünsche ich Ihnen und allen anderen ebenfalls.
    Liebe Grüße,Heike Duda

  • #4

    Monika Müller Hermann (Samstag, 21 Dezember 2024 09:09)

    Liebe Heike Duda,
    Danke für die Rückmeldung. Es freut mich, wenn meine Emails zum Innehalten einladen. Ich schreibe sie wirklich sehr gerne und es macht mir große Freude, wenn es den Lesern und Leserinnen gut tut. Ich nehme mir jetzt auch eine Pause, schreibe aber weiterhin.
    Liebe Grüße
    Monika Müller-Herrmann

  • #5

    Barbara Köhler (Dienstag, 24 Dezember 2024 08:06)

    Liebe Frau Müller-Herrmann,
    auch ich möchte Ihnen ein gutes , nicht allzu zu trauriges, Weihnachtsfest wünschen und Hoffnung , dass im neuen Jahr der Schmerz um den geliebten Menschen etwas erträglicher wird.
    Liebe Grüße
    Barbara Köhler

  • #6

    Monika Müller Hermann (Dienstag, 24 Dezember 2024 08:12)

    Liebe Frau Köhler,
    Danke für Ihr Mitgefühl und auch für Sie und alle, die hier mitlesen und mitmachen, frohe, erholsame und nicht zu traurige Weihnachten �
    Mit lieben Grüßen
    Monika.mueller-herrmann@gmx.de