Schreibtherapie - klingt das nicht total kompliziert? Nach langen therapeutischen Hausaufgaben, sehr viel schreiben müssen, sehr intensiv? Ein Teilnehmer meines aktuellen Präsenzkurses sagte das so, ne, Schreibtherapie, das ist nichts für mich, das ist doch total kompliziert und aufwändig?
Trauer ist die natürliche, gesunde Reaktion auf einen großen Verlust. Das kann der Verlust eines nahen Menschen durch den Tod sein, aber auch Scheidung, Arbeitsplatzverlust oder der Verlust von Heimat. Trauer ist komplex und individuell. Manchmal finden die Menschen, die wir begleiten, im Gespräch nicht die richtigen Worte, um ihren Schmerz auszudrücken. Es gibt viele andere Methoden, die Trauerbegleiter*innen nutzen können, um Menschen in der Trauer zu erreichen, wie das Malen, die Symbolarbeit, Trauerwanderungen, die Arbeit mit Bewegung oder Therapietieren. Eine Methode, die ich sehr oft und gerne in meiner Praxis in Frankfurt am Main anwende, ist die Schreibtherapie. Sie hilft nicht nur dabei, die eigenen Gedanken und Gefühle zu sortieren, sondern auch, unbewusste Prozesse ins Bewusstsein zu holen.
Was ist Schreibtherapie in der Trauerbegleitung? Manche denken an sehr umfangreiche, therapeutische Hausaufgaben. Die Schreibtherapie ist vielfältig und umfasst sowohl kleine, spontane Übungen wie das Schreiben umfangreicher Trauertagebücher. Eine der bekanntesten Übungen ist wohl, Briefe an den/die Verstorbene zu schreiben. Manchen Menschen tut das sehr gut, auf diesem Wege noch einmal Gedanken an den Verstorbenen zu formulieren. Auf meinen Blogartikel hier auf dieser Seite von 2019 zu diesem Thema haben sehr viele Menschen reagiert und in den Kommentaren ihre eigenen Briefe an Verstorbene im Internet geschrieben.
Weitere Übungen können die individuelle Notfallplanung sein (Was kann ich tun, wenn ich gerade sehr verzweifelt bin?) oder das regelmäßige Schreiben von kleinen Dankbarkeitslisten. Die Schreibtherapie kann individuell in Einzelsitzungen genutzt werden, wenn ich z.B. mit einer Trauernden ihre Gedanken ordne und eine umfangreiche to do Liste erstelle und ihr helfe, die Dinge zu priorisieren. Gerade Trauernde haben im ersten halben Jahr nach dem Tod eine Fülle von Erledigungen, die sich zu einem Berg auftürmen können. In der Gruppe kann gemeinsam geschrieben werden und sich dazu ausgetauscht werden. Ich erinnere mich an einen sehr bewegenden Moment, als ein Witwer in meiner Gruppe einen Brief an seine verstorbene Frau vorlas.
Ich erinnere mich an eine Gruppensitzung, als alle Anwesenden ihre to do Listen vorlasen, und allen klar wurde, das ist für keine ohne äußere Hilfe zu schaffen. Wir haben dann gemeinsam Prioritäten gesetzt, überlegt, wer wen wobei um Hilfe bitten kann oder was überhaupt als allererstes dran ist.
Das schöne an der Schreibtherapie ist, dass sie nicht viel Material benötigt, ein paar Stifte, Hefte oder Blätter, und jederzeit spontan eingesetzt werden kann. Ich biete regelmäßig Onlineworkshops an, damit Trauerbegleitende diese schöne Methode kennenlernen können. Der nächste ist am Samstag, den 15.2.2025. Kontakt: monika.mueller-herrmann@gmx.de
Hier kannst Du den Workshop direkt buchen!
Und wenn Du bis zum 31.10.24 buchst, erhältst du als Bonus einen Minikurs mit 5 achtsamen Trauerwanderungen dazu!
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