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Trauer im Advent

Trauer im Advent

 

 

Die Vorweihnachtstage, der Advent, sind für Trauernde eine besondere Herausforderung. Der geliebte Mensch fehlt jetzt ganz besonders. Trauernde berichten, dass es Ihnen in der dunklen Jahreszeit besonders schwer fällt, abends alleine in die leere Wohnung zu kommen. Pflegende Angehörige haben durch das Versterben des Gepflegten eine wichtige Aufgabe verloren. Alles scheint so leer und niederdrückend. Die anderen Familien ziehen sich scheinbar in sich selbst zurück. Gerade die Adventssonntage fallen besonders schwer. Aus lauter Angst vor Ablehnung trauen sich Trauernde gar nicht, andere Familien anzusprechen.

 

 

In den Trauergruppen, die ich leite, wird oft berichtet, dass Trauernde sich schwer tun, für sich alleine die Wohnung schön zu dekorieren, gut für sich zu kochen. Viele vertraute Vorweihnachtsrituale scheinen jetzt keinen Sinn mehr zu ergeben. Wofür noch einen Adventskranz aufstellen? Wofür noch Plätzchen backen, wenn der Ehemann oder die lange Jahre gepflegte Mutter nicht mehr da sind? Wie damit umgehen, wenn wenige Wochen vor Weihnachten das eigene Kind nach langer Krankheit stirbt?

 

 

Trauernde brauchen in dieser Zeit besonders viel Trost und Zuspruch. Offene Trauercafés oder die bundesweite Aktion „Weihnachten ohne Dich?!“ vom Bundesverband Trauerbegleitung e.V. können einen Raum bieten, sich auszutauschen mit anderen Trauernden. Am 6.12.2018 um 18 Uhr biete ich auch so einen offenen Abend in meiner Praxis an. Viele Kirchengemeinden bieten am Heiligabend einen offenen Raum für alleinstehende Menschen an. Ich kannte eine trauernde Witwe, die in der Innenstadt lebte, die an Heiligabend immer bewusst auf den Hauptbahnhof ging und am Gottesdienst der Bahnhofsmission teilnahm. Danach ging sie getröstet in ihre Wohnung zurück.

 

 

Haben Sie den Mut und sprechen Sie andere Menschen aus Ihrer Umgebung an. Jeder wird Verständnis haben, wenn Sie Weihnachten nicht alleine verbringen wollen. Erkundigen Sie sich rechtzeitig nach den Angeboten der Kirchengemeinde in Ihrer Nähe. Oder sie stellen sich bewusst dieser Aufgabe und kochen für sich alleine etwas Gutes. Wenn Sie  mit Ihrer Familie feiern und gemeinsam trauern, können Sie einen Platz mitdecken für die verstorbene Person und dort ein Foto aufstellen. Sie können sich gemeinsam von früheren Weihnachten erzählen und was sie mit der verstorbenen Person verbindet.

 

 

Die Feiertage und der Jahreswechsel sind eine besondere Herausforderung. Vielleicht möchten Sie sich auch einfach nur verkriechen und auf „Überlebensmodus“ schalten. Vielleicht ist Ihr Weihnachten dieses Jahr traurig und alles andere als perfekt. Es ist eine Illusion, zu glauben, in allen anderen Familien wäre Weihnachten perfekt und harmonisch. Versuchen Sie, Ihr Weihnachten zu akzeptieren, auch wenn es sehr traurig und schmerzlich ist. Versuchen Sie, ein klein bisschen Weihnachtsdekoration zuzulassen. Gehen sie täglich raus, und wenn es nur ein kleiner Spaziergang ist. Machen Sie sich Kerzen an. Machen Sie sich klar, sie können die Feiertage überleben und vielleicht ist es im nächsten Jahr schon ein klein bisschen besser!

 

 

Trauer kommt in Wellen, und selbst wenn Sie schon etwas bessere Tage hatten, ist es an Weihnachten besonders schlimm, dass die geliebte Person nicht mehr da ist. Wenn Sie schon etwas länger trauern, wissen Sie, was Ihnen hilft. Wenn Sie keinen Besuch wollen und lieber alleine bleiben wollen, können Sie vielleicht telefonische Verabredungen schaffen.  Bitten Sie einen vertrauten Menschen, Sie zu einer bestimmten Uhrzeit anzurufen. Dann ist die Angst von Ihnen genommen, andere in ihrem Weihnachtsfest zu stören. Sie können sich mit ein paar Telefonverabredungen auch eine Struktur von Trost und Kontakt schaffen.

 

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie trotz Ihrer Trauer gut über die Feiertage kommen und an dieser Herausforderung wachsen können.

 

 

Mit herzlichen Grüßen,

 

 

Monika Müller-Herrmann

 

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