Wie lange darf Trauer andauern?
Woran merke ich, dass meine Trauer mich zu lange schon quält?
Das ist eine Frage, die Trauernde sehr oft beschäftigt. Während für die Trauernden das ganze Leben völlig anders ist, weil der geliebte Mensch nicht mehr da ist, geht für die Umgebung das normale Leben weiter. „Das Leben geht weiter.“, „Lenk Dich ab!“ „Du musst mehr rausgehen, mehr unter Leute gehen…!“ Das sind gut gemeinte Ratschläge, die Trauernde oft hören. Gut gemeint ist hier oft das Gegensteil von gut. Die Frage, dauert meine Trauer vielleicht zu lange, entsteht zum einen aus dem inneren Leidensdruck, zum anderen aus der Ungleichzeitigkeit des eigenen Erlebens und des Erlebens der Umgebung. Während Sie noch lange von Erinnerungen zehren, noch oft vom Verstorbenen erzählen wollen, will Ihre Umgebung ihr Leben normal weiterleben und sich Neuem zuwenden.
Die Frage ist, wie viel Zeit wollen Sie sich für den Trauerprozess geben? Wollen Sie, dass der Trauerschmerz ganz schnell von Ihnen genommen wird, weil er einfach unerträglich ist? Oder geben Sie sich Zeit, durch den Trauerschmerz zu gehen? Sind Sie bereit, Ihren Trauerschmerz anzunehmen, weil er ein Preis ist für die Liebe und Verbindung, die Sie zu dem oder der Verstorbenen hatten? Können Sie Ihre Trauer annehmen als einen heilsamen Prozess, durch den Sie wieder zu sich zurückfinden und lernen, Ihr Leben ohne die verstorbene Person anzunehmen?
In unserer Kultur gab es früher das Trauerjahr, das als eine natürliche Einheit im Trauerprozess galt. Das erste Jahr ohne den geliebten Menschen ist eine ganz besondere Zeit. Das erst Mal Weihnachten, Geburtstag, vielleicht Hochzeitstag und den ersten Todestag zu durchleben, ist etwas ganz Wichtiges. Viele Trauernde merken, dass Ihre Trauer in Wellen kommt, in Schüben und Phasen. Mal denken Sie, Sie seien fast darüber hinweg, mal kommt wieder so ein besonderer Gedenktag, und es geht Ihnen wieder deutlich schlechter.
Es gibt kein festes Zeitmaß, wie lange eine „gesunde“ Trauer dauert. Unterschiedliche psychiatrische Einschätzungen liefern hier ganz verschiedene Zeitvorschläge. Die Bandbreite ist groß von amerikanischen Psychiatern, die meinen, schon nach zwei Wochen etwas Krankhaftes feststellen zu können, bis zu deutschen Psychiatern, die ihnen maximal ein halbes Jahr lang Zeit geben für einen gesunden Trauerprozess. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Die Zeit der Trauer hängt auch ganz stark von der Intensität der Bindung und von der Länge der Beziehung mit dem verstorbenen Menschen ab. Nach 30 oder 50 Jahren Ehe kann ein Trauerjahr noch sehr wenig sein. Ebenso kann der Verlust eines Kindes ein ganzes Leben so sehr erschüttern, dass ein Jahr sehr wenig Zeit ist.
Wir wissen heute aus der Trauerforschung, dass bei langjährigen Bindungen die gesunde Trauer auch deutlich länger anhalten kann. Viele Witwer und Witwen stellen auch nach 10 oder 15 Jahren noch eine „Jahrestagsreaktion“ an sich fest. Am Todestag denken Sie wieder vermehrt an den oder die Verstorbene und sehnen sich nach ihm oder ihr. Träume von der verstorbenen Person nehmen wieder zu. Wenn es Ihnen also rund um den 1. oder 2. Todestag herum wieder in ihrer Trauer schlechter geht, ist das nichts Ungewöhnliches.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich mit Ihrer Trauer Zeit lassen können… es ist eine ganz besondere Zeit auf dem Weg zu sich selbst zurück.
Herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
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Susan Gröger (Mittwoch, 06 Mai 2020 15:57)
Liebe Frau Müller-Herrmann,
durch Zufall bin ich auf Ihre Seite gestoßen...ich habe heute eine Nachricht auf dem Handy gehabt die mich sehr traurig gemacht hat...in gewisser Weise auch verletzt hat...
Meine Mutter ist heute vor zwei Wochen verstorben. Wir beide hatten ein ganz wunderbares und liebevolles Verhältnis. Ich leide, ich weine, ich fühle mich am Ende meiner Kräfte...weil man im Augenblick nur funktioniert.
Und da sehe ich nun diese Zeilen auf meinem Handy.. "Fang endlich an an dir zu arbeiten und es zu akzeptieren..das Leben ist nun mal endlich"
Ist es falsch von mir wenn ich nach zwei Wochen noch nicht anfangen möchte/will und kann "anzufangen an mir zu arbeiten"
Liebe Grüße
Susan Gröger
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 07 Mai 2020 16:36)
Liebe Susan Gröger,
ich finde die Reaktion per Handy, die Sie erhalten haben, erstaunlich. Zwei Wochen nach dem Tod der Mutter ist noch die ganz akute Trauerzeit. Töchter, die in meiner Praxis um den Tod ihrer Mutter oder ihres Vaters trauern, brauchen oft ein Jahr Zeit oder zwei Jahre. Es ist wirklich ein Einschnitt im Leben. Dennoch kann es nach einiger Zeit sinnvoll sein, Trauerbegleitung und innere Arbeit an sich selbst zu suchen.... aber sicher nicht gleich nach zwei Wochen.
Herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
Askamaus (Montag, 23 November 2020 16:48)
Mein Mann starb im Januar unerwartet ich konnte kein Abschied nehmen
Ich habe noch keine Zeit gefunden zum trauern vermisse meine große Liebe sehr ich kann nicht los lassen
Monika Müller-Herrmann (Montag, 23 November 2020 16:59)
Liebe Askamaus,
danke für Deine kurze Mitteilung hier. Wenn man einen Abschied neben konnte, kann es ganz natürlich zu einer verzögerten oder verlängerten Trauerreaktion kommen. Und jetzt kurz vor Weihnachten, ist es wahrscheinlich ganz besonders schlimm, alleine zu sein. Lass Dir Zeit. Dieses "Loslassen müssen" kann einen auch quälen. Wir dürfen die verstorbenen Menschen für immer in unserem Herzen behalten, nur die Art der inneren Bindung ändert sich im Laufe der Zeit...
Vielleicht hilft eine Trauerberatung? Oder eine Trauergruppe in der Nähe?
Ganz herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
Chrissi (Freitag, 05 Februar 2021 19:54)
Hallo Frau Müller-Herrmann,
ich habe im Jahr 2019 leider 4 Familienangehörige verloren. Davon einen durch Suizid.
Im vergangenen Jahr waren es zwei Familienangehörige und zwei Freunde von mir.
Ich hab gerade wieder Momente in denen die Trauer gerade so aus mir herausbricht, wenn ich mich an meine Großeltern erinnere.
Ich bin selbst ein bisschen ungeduldig aber ich denke doch das es allmählich besser werden sollte??
Liebe Grüße Chrissi
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 05 Februar 2021 21:16)
Liebe Chrissi,
so wie Sie es schreiben, haben Sie in zwei Jahren acht Menschen durch Tod verloren, einen sogar durch Suizid. Das ist eine stark gehäufte Ansammlung von Verabschiedungen und Verlusterlebnissen. Wahrscheinlich brauchen Sie erheblich länger und eine professionelle Trauerbegleitung. Haben Sie noch gute Freunde, einen Seelsorger oder eine Trauerbegleiterin vor Ort? Sonst suchen Sie auf der Homepage des Bundesverbands für Trauerbegleitung nach einer geeigneten Hilfe.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Geduld und Mitgefühl für sich selbst haben.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Bettina (Donnerstag, 08 Juli 2021 20:18)
Trauer kommt in Wellen .So langsam begreifen ich es .
Manchmal denke ich ,ich halte es nicht aus .Aber wenn es dann wieder bergauf geht bin ich fast euphorisch . Dann denke ich mei Mann steht Linzer mir und macht mir Mut .Das kann man nur niemanden erzählen.
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 09 Juli 2021 08:20)
Liebe Bettina,
danke für Ihren Eintrag hier. Dass Trauernde den Verstorbenen zu sehen glauben oder kurz das Gefühl haben, er stehe hinter Ihnen, sei im Raum, gebe Halt und Kraft, ist gar nicht so selten. Vielleicht können Sie eine Trauergruppe in Ihrer Nähe finden und sich dort offen mit anderen Witwen austauschen? In unserer Trauergruppe in Frankfurt wird oft über solche Themen gesprochen.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Anna (Mittwoch, 01 September 2021 00:36)
Ich habe vor über vier Jahren meinen Vater verloren. Er starb an einem Herzinfarkt. Leider am anderen Ende Deutschlands. Mein Sohn war gerade ein knappes halbes Jahr. Ich konnte nicht hinfahren und mich verabschieden, obwohl er noch gut eine Woche im Koma lag. Meine Mutter meinte damals, ich solle nicht kommen, ich solle ihn so in Erinnerung behalten.
An sehr vielen Tagen geht es mir gut. Ich denke mit einem Lächeln an ihn und erzähle seinem Enkel von ihm. Aber es gibt Tage, da zerreißt es mich fast. Da kommen die Tränen, die Selbstvorwürfe wegen dem Nicht-Verabschieden und der Gewissheit, dass mein Sohn nie seinen Opa kennenlernen wird. Was für mich auch tatsächlich ein ganz großer Traueraspekt ist. Und manchmal frage ich mich, ob ich zu lange trauere oder ob ich professionelle Hilfe in Bezug auf die Trauer in Anspruch nehmen sollte.
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 01 September 2021 15:13)
Liebe Anna,
ob Ihnen professionelle Hilfe gut tut, können Sie gut selbst entscheiden und ausprobieren, indem Sie einen Versuch machen. Manchmal tut es sehr gut, mit einer neutralen Person zu sprechen. Meine Kollegen und Kolleginnen vom Bundesverband Trauerbegleitung sind wie ich selbst gerne für Sie da. Trauer braucht Zeit. Trauer um die Eltern wird oft unterschätzt. Es ist sehr schade, dass Sie sich nicht verabschieden konnten. Vielleicht braucht es gar keine lange Trauertherapie, vielleicht einfach ein paar Gespräche? Erkundigen Sie sich einfach, wo in Ihrer Nähe Trauerbegleitung angeboten wird, bei einem Hospizdienst, Trauerzentrum oder einer freien Trauerberaterin.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Sybill Ehmann-Schneider (Donnerstag, 28 Oktober 2021 11:43)
Liebe Frau Müller-Herrmann, mein Mann starb nach langer Leidenszeit vor acht Monaten im Krankenhaus. Wegen der Corona-Beschränkungen konnte ich nicht jeden Tag zu ihm. Ich sah ihn zum letzten Mal 15 Stunden vor seinem Tod. Obwohl man im Krankenhaus (Palliativ-St.) sicher besser, als ich, wusste, dass er nur noch Stunden hatte, wurde ich fortgeschickt. Ich komme nicht darüber hinweg, dass ich nicht bei ihm war, als er starb und finde es unfassbar, dass man mich nicht gerufen hat, kurz bevor er ging. Diese 15 Stunden fehlen mir so sehr. MfG SES
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 29 Oktober 2021 08:08)
Liebe Frau Schneider,
danke, dass Sie Ihre Erfahrungen hier teilen. In den letzten 1,5 Jahren hat es leider in Krankenhäusern und Altenheimen viele solche Situationen gegeben. Es gab viele Menschen, die alleine gestorben sind, und viele Angehörige, die noch heute sehr darunter leiden, in den letzten Stunden nicht bei Ihren Liebesten gewesen zu sein. Das kann die Trauernden sehr lange beschäftigen und viel Leid bedeuten. Holen Sie sich Hilfe, wenn Sie es wollen und brauchen. Trauerbegleiter*innen in Ihrer Nähe gibt es über die Homepage des Bundesverbands Trauerbegleitung oder über den nächsten Hospizverein in Ihrer Nähe.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Astrid (Dienstag, 21 Juni 2022 15:06)
Liebe Frau Müller-Herrmann
Im Januar starb mein Vater, nach schwerer Krankheit zu Hause. Wir waren ziemlich allein gelassen, weil er wegen der Coronabeschränkungen nicht mehr ins Krankenhaus wollte und wegen der Weihnachtsferien, keine Palliativversorgung zu bekommen war. Ich musste leider im Januar auch noch eine neue Stelle als Führungskraft antreten und habe dort mit mehreren Wochen Krankheit begonnen. Das war alles ein Kraftakt, weil ich auch schon davor etwas angeschossen war, weil ich aus dem vorherigen Job gemobbt wurde.
Mein Mann hat mir dabei sehr viel Halt gegeben. Am 20.05.22 ist er plötzlich und unerwartet am plötzlichen Herztod gestorben. Bewusstlos vom Mountainbike gefallen und nie wieder aufgewacht. Ich konnte mich nicht verabschieden. Ich mache mir Vorwürfe, dass ich ihn mit einer verschleppten Erkältung nicht stärker zum Arztbesuch gedrängt habe. Es war wohl eine Herzmuskelentzündung und alles wäre vermeidbar gewesen. Wir hatten eine sehr intensive langjährige Beziehung und haben sehr viel gemeinsam unternommen und gesprochen.
Eine Woche nach seinem Tod erhielt ich die Kündigung, da ich schon wieder krank war (Probezeit).
Ich bin nun allein ohne Lebensziel und kann mich auch nicht mit einer Tagesstruktur ablenken. Es ist kaum auszuhalten und mich beschäftigt die Frage, wie lange ich durchhalten muss, bis irgendeine Veränderung eintreten wird.
Monika Müller-Herrmann (Dienstag, 21 Juni 2022 16:37)
Liebe Astrid,
mehrfache Trauererfahrungen in kurzer Zeit, der Tod des Vaters, der Tod des Ehemanns und der Verlust des Jobs, das zieht einem völlig den Boden unter den Füßen weg. Und das braucht eine professionelle Begleitung und viel Zeit. Haben Sie eine Psychotherapie vor Ort? Können Sie in einem Hospizverein in der Nähe eine Trauerbegleitung bekommen? Bitte holen Sie sich Hilfe. Ich begleite Sie auch gerne, wenn Sie hier in der Nähe leben, oder per Zoom. Es geht erst einmal ums Durchhalten und Überleben, da liegen Sie völlig richtig, einen Tag nach dem anderen überleben und ganz langsam wieder ins Leben zurückfinden.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Gabi (Freitag, 15 Juli 2022 23:41)
Liebe Astrid, ich habe vor 5 Wochen meinen Bruder plötzlich verloren. Da ich vor knapp vier Jahren meine Mutter verloren habe, habe ich Kontakt zu einer Trauerbegleiterin. Doch das ist nicht der springende Punkt. Es gibt tatsächlich Menschen, die nicht akzeptieren,dass Trauer schmerzhaft ist. Sie schicken einen nach wenigen Wochen schon zum Therapeuten.
Gabi (Freitag, 15 Juli 2022 23:49)
Ich habe mich mit der Anrede vertan.
Es muss natürlich heißen
Liebe Frau Müller-Herrmann
Mary (Montag, 19 September 2022 22:24)
Liebe Frau Müller-Herrmann,
ich habe vor 4 Wochen meine geliebte Mutter nach einer langen Krebserkrankung verloren. Sie wohnte in Schottland, ich wohne in Deutschland. Sie war unendlich tapfer und hat sich nie beschwert. Ich habe die letzten drei Jahre fast meinen ganzen Jahrwsurlaub für den Krankenbesuch verwendet (ich habe eine Vollzeitbeschäftigung), was ich gern getan habe. Meine eigene Familie ist zu kurz gekommen und ich habe ein schlechtes Gewissen. Ich bin übrigens gebürtige Schottin. Das Haus meiner Mutter musste verkauft werden und ich bin nach der Beerdigung immer noch wochenlang in Schottland in Etappen mit der Hausräumung beschäftigt. Tagsüber arbeite ich in HO, abends kümmere ich mich um das Haus, wo ich auch wohne, und auch an den Wochenenden. Der Abschied fällt mir sehr schwer. Wenn ich zur Ruhe komme, zerreißt es mich und ich empfinde wirklich großen Herzschmerz und habe Weinkrämpfe. Es ist immer noch ein Abschied auf Raten, ihre Seele ist überall im Haus, wo ich zur Zeit allein bin. Ich funktioniere nur noch und habe Angst, wenn alles vorbei ist, dass die wirkliche Trauerphase anfängt, wenn ich wieder nach Deutschland reise und weiter arbeite. Mein Arbeitgeber erwartet natürlich den vollen Einsatz. Ich glaube, dass eine Trauerbegleitung wichtig wäre, um nicht gleich in ein grosses Loch zu fallen.
Monika Müller-Herrmann (Dienstag, 20 September 2022 09:26)
Liebe Mary,
oft funktionieren wir ziemlich lange nach einem Trauerfall, bis Beerdigung und Nachlass geregelt sind. Ja, es kann sein, dass Sie auch danach noch einmal mehr Zeit für sich brauchen. Jeder vernünftige Hausarzt wird sie krankschreiben, wenn Sie das benötigen. Eine Trauerbegleitung kann sehr gut sein. Gerne begleite ich Sie, online oder hier in Frankfurt am Main. Auf der Homepage des Bundesverbands Trauerbegleitung finden Sie auch Trauerbegleiter*innen bei Ihnen in der Nähe. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Abschied gut bewältigen und sich erlauben, sich Hilfe zu holen.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Mary (Donnerstag, 22 September 2022 23:37)
Liebe Frau Müller-Herrmann,
vielen Dank für Ihr Mitgefühl und Ihre Empfehlung. Ich schaue auf jeden Fall auf der Homepage des Bundesverbandes Trauerbegleitung nach. Es wird sicherlich gut tun, sich ein wenig Beihilfe bei heimischen Trauerbegleiter*innen zu holen. Ich war immer für andere da, und gern. Aber meine Seele ist zur Zeit gebrochen. Ich habe eine sehr gute Hausärztin, die mich, wenn es vonnöten wäre, krankschreiben würde. Meine Mutter liebte die Poesie, und als besondere Lebensaufgabe habe ich mir jetzt vorgenommen, ein Album zusammenzustellen, mit ihren Gedichten, ihren Lebensweisheiten, ihren gepressten Blumen und ein paar ausgesuchten Fotos. Damit die schönen Erinnerungen immer präsent bleiben. Ich hoffe somit, immer bei ihr zu sein.
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 23 September 2022 08:59)
Liebe Mary,
machen Sie ruhig Gebrauch davon, sich krank schreiben zu lassen. Auch wenn Trauer etwas ganz natürliches ist, kann jemand davon arbeitsunfähig sein. Und das steht ja auch auf der Krankmeldung: Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Ihr Plan, ein Album mit den Gedichten, Fotos, Blumen zusammenzustellen, klingt für mich sehr liebevoll. So können Sie vieles von Ihrer Mutter bewahren und würdigen. Die geliebten Menschen, die vor uns sterben, leben in uns in der Erinnerung weiter.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
Heinz-Peter Scheffel (Sonntag, 16 Oktober 2022 21:58)
Hallo Frau Müller-Hermann!
Im Juni 2022 ist meine Frau nach 45 Ehejahren gestorben an einem Herzinfarkt.Ich bin Rentner und finanziell abgesichert.Dumme Ratschläge von Bekannten brauche ich nicht und lebe zufrieden alleine.Ich kann meinen Haushalt machen und komme allen Verpflichtungen nach.Warum soll ich nicht um meine verstorbene Frau trauern dürfen und das egal wie lange auch.Bin ich als Mensch eine Majonettenpuppe irgendwelcher Organisationen?? Ich bekomme meine Rente und lebe von eigenen Ersparnissen.Diesen Instituten ist es vollkommen egal wie lange ich um meine Frau trauer da ich niemanden etwas wegnehme.Gehe als Mann mit 73 Jahren regelmässig zum Arzt und auch diesen Fachärzten und meinem Hausarzt ist die Dauer meiner Trauer vollkommen egal.Wir leben in einer komischen Zeit des Multi-Kulti-Austausches und der Besserwisser aber in meiner Generation war es nicht so.Wenn es jemanden stören sollte dann können diese Personen sich einfach von mir fernhalten.Meinen Verpflichtungen komme ich nach und alles ist geregelt worden und von diesen Seiten gibt es keine Kritik.Aber jetzt nach diesen Verpflichtungen möchte ich meine Ruhe haben und um meine Frau trauern dürfen egal wie lange das dauert.
Mit freundlichen Grüssen Heinz-Peter Scheffel
Monika Müller-Herrmann (Montag, 17 Oktober 2022 10:43)
Lieber Herr Scheffel,
Sie dürfen so lange um Ihre Frau trauern, wie es dauert, da haben Sie völlig Recht. So wie Sie schreiben, ist das nach 45 Ehejahren und so kurzer Zeit völlig normal. Es gibt im Grunde keinen Endpunkt für die Trauer, sie wandelt sich nur im Laufe der Zeit. Es klingt, als ob Sie sonst mit Ihrem Alltag gut klar kommen. Sie haben alles Recht auf Ihre Gefühle und Ihre Trauer.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Josef (Freitag, 24 Februar 2023 20:33)
Guten Tag liebe Frau Müller-Hermann,
meine Mutter verstarb vor zwei Wochen. Es tut mir gut, dass es Worte gibt: Schübe, Wellen, Phasen. Heißt aber auch: was kommt, (ver-)geht auch wieder.
PME/PMR, Progressive Muskelentspannung und Méditation? Werden sie mir helfen?
Ich lerne hier, dass ich mir Zeit nehmen darf, aber mein Umfeld entlasten sollte.
Nun versuche ich jeden Tag als etwas Kostbares anzusehen, ein Geschenk. Und den Tag stellenweise so wertvoll auszugestalten, dass es im Sinne der « Verreisten » sein soll o. darf.
Ein Glück im Unglück : die Nähe zum Menschen, sie über Corona hinweg gerettet zu haben. Als Pfleger opferte ich Berufsleben und Freundschaften. Ich würde es wieder tun. Aus Dankbarkeit für eine lebenslange Hilfe. Zurückgeben was ich bekommen habe. Aber wer nimmt mich damit Ernst?
Monika Müller-Herrmann (Samstag, 25 Februar 2023)
Lieber Josef,
danke, dass Sie hier Ihre Gedanken zum Tod Ihrer Mutter teilen. Wenn Ihre Mutter erst vor zwei Wochen gestorben ist, ist es ja ganz frisch. Dennoch wird die Trauer um die Eltern oft nicht so ernst genommen wie andere Trauerfälle. Lassen Sie sich Zeit. Wenn Sie jeden Tag trotz Ihrer Trauer als etwas ganz Kostbares ansehen können, ist das sehr wertvoll. Vielleicht suchen Sie sich eine Trauerbegleitung in Ihrer Nähe? Viele Hospizvereine bieten das an. Oder Sie gehen über das Suchmenü des Bundesverbands Trauerbegleitung.
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Ryschawy Petra (Mittwoch, 15 März 2023 12:03)
Danke für ihre Worte.Nur wer einen Partner verloren hatt,weiß wie unendlich weh das tut und wie oft aussichtslos alles erscheint,nichts mehr einen Sinn macht. Jeglicher Lebensmut ist verloren.Was mit am schlimmsten ist,daß persönliche Umfeld kann nicht verstehen,daß mann moch so sehr trauert.Sie reagieren mit Unverständmiss
Monika Müller-Herrmann (Samstag, 18 März 2023 14:15)
Liebe Frau Ryschawy,
danke für Ihre Reaktion hier auf der Seite. Für die Witwe/den Witwer hat sich das ganze leben radikal verändert, während es für die Umgebung normal weiter zu gehen scheint... vielleicht können Sie in der Nähe eine Trauergruppe oder Trauerberatung für sich finden?
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Menschen finden, die Sie begleiten...
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Nicole (Dienstag, 25 April 2023)
Hallo,
ich bin durch Google auf diese Seite gestüßen. Mein Vater starb im vergangenen November nach etwa 11 Monaten Krebserkrankung. Es ist, wie sie schreiben - die Trauer kommt in Schüben, bzw. Wellen. Es gibt Tage, ja sogar Wochen, da habe ich das Gefühl, ich komme schon gut zurecht und dann bricht wieder alles über mir herein und ich weine ständig, kann keinen Gedanken an ihn fassen, ohne das mir die Tränen kommen. Ich kann nicht in Worte fassen, wie unglaublich ich ihn vermisse. Dabei war mein Vater kein einfacher Mensch und durch seine Art haben ich und meine Mutter auch viel Leid erlebt. Er war jähzornig und narzistisch veranlagt. Das war oft schwer. Trotzdem fehlt er mir auf eine Weise, die ich an manchen Tagen kaum aushalten kann. Ich habe ihn geliebt, unglaublich geliebt, trotz all des Drucks, trotz all der Kontrolle, trotz all den Dingen, die er nicht geben konnte. Ich hege keinen Groll gegen ihn, alles ist vergeben! Er hatte auch kein leichtes Leben. Ich will mir unbedingt die Zeit geben, die ich brauche, nichts abkürzen oder verdrängen, weil das im Endeffekt keinen Sinn hat. Aber manchmal fällt es mir schwer, dass es immer wieder hochkommt und mich so unvorbereitet überfällt. Oft durch ein Wort, eine Erinnerung, die plötzlich auftaucht oder auch nur einen Geruch oder ein Erlebnis, das dem ähnelt, was ich mit ihm erlebt habe. Im Freundes und Verwandtenkreis oder auch im Job habe ich oft das Gefühl, dass alle meinen, ich müsste ja mal langsam klarkommen und mein Leben wieder aufnehmen. Es gibt so viele Tage, wo ich mir vorkomme, wie ausgeknockt. Ich will niemanden sehen oder hören, einfach atmen und den Tag irgendwie überstehen....
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 26 April 2023 11:09)
Liebe Nicole,
danke, dass Sie hier so offen schreiben. Die Trauer kommt in Wellen und es geht manchmal einfach nur ums überleben, den Tag überstehen. Sie beschreiben das sehr treffend. Geben Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Und wenn Sie wollen, holen Sie sich eine Begleitung, einen geschützten Ort, wo Sie über all das sprechen können. Trauerbegleitung in Ihrer Nähe finden Sie z.B. bei Hospizdiensten und Hospizvereinen oder über den Bundesverband Trauerbegleitung.
Mit herzlichen Grüßen, stöbern Sie einfach noch ein wenig hier im Blog, vielleicht finden Sie noch den einen oder anderen hilfreichen Text...
Monika Müller-Herrmann
Edith (Donnerstag, 11 Mai 2023 18:22)
Sehr geehrte Frau Müller Hermann,
ich habe im Februar 2023 einen Sohn bei einem Skiunfall verloren. Ich war dabei, aber den Unfall habe ich nicht gesehen. Ich mache mir dauernd Vorwürfe, warum ich nicht noch dies oder das geagt oder getan habe, dann wäre er nicht in diesem Moment an dieser Stelle gewesen und mit dem Unfallgegner zusammen gefahren. Ich trauer noch stark. Die vielen schönen Erinnerungen befeuern aber meine Trauer und täglich fließen viele Tränen.
Hilfe nehme ich nicht in Anspruch. Ich gebe mir die Zeit es alleine zu schaffen. Das Umfeld hat sich ananfänglicher Anteilnahme fast vollständig zurück gezogen. Das ist mir eigentlich recht. Ich kann somit mein Leben mit meiner Trauer gestalten wie ich will.
Irgendwann werde ich es schaffen die Trauer in Dankbarkeit umzuwandeln, dass ich diesen wunderbaren Sohn hatte.
Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 14 Mai 2023 12:39)
Liebe Edith,
Ich finde es bedauerlich, dass sich Ihr Umfeld so sehr zurückzieht, aber viele Trauernde erleben das. Und vielleicht ist es uach anfangs eine Erleichterung, in Ruhe gelassen zu werden mit der Trauer, um die Trauer zu durchleben und zulassen zu können. Sie haben alles Recht, Ihren Trauerweg so zu gehen, wie es Ihnen gut tut. Vielleicht täte Ihnen der Kontakt zu anderen Trauernden gut? In einer Gruppe trauernder Eltern? Dazu gibt es eine große, bundesweite Selbsthilfegruppe, die verwaisten Eltern e.V.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich die Zeit lassen, die Sie brauchen, und sich die Hilfe holen können, die Ihnen wirklich gut tut. Trauer in Dankbarkeit umzuwandeln ist ein gutes Ziel, braucht aber Zeit.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
nucha (Donnerstag, 20 Juli 2023 12:33)
hallo,
mein Mann ist im November 2021 verstorben. nach 7 Monate Intensivstation, in der Corona Zeit. bin 3x die Woche ins Krankenhaus gefahren, die Fahrt dorthin dauerte 2 Stunden. jetzt haben wir Juli 23, und es ist für mich jetzt noch schlimmer als voriges Jahr. ich weine momentan sehr viel. habe aber auch Zeiten dazwischen die gut sind. ich glaub ich fange jetzt erst richtig an zu trauern. jeder um mich rum lacht und ist glücklich, ist ja auch ok so, aber ich fühle mich so elend, und will es nicht preisgeben, weil Menschen halt so sind wie sie sind. man redet nicht gerne über den Tod
Monika Müller-Herrmann (Freitag, 21 Juli 2023 09:43)
Liebe Nucha,
danke, dass Sie Ihre Gefühle und Gedanken hier teilen. Es ist verständlich, dass Sie sich sehr elend und traurig fühlen. Vielleicht können Sie sich einen geschützten Ort bei einer Trauerbegleiter*in suchen, bei der sie offen sprechen können? Gerade, wenn man Angst hat, das Umfeld zu belasten, kann eine geschulte, neutrale Gesprächspartner*in sehr wertvoll sein. Sie finden beim Bundesverband Trauerbegleitung verschiedene Angebote oder bei den Hospizdiensten und Hospizvereinen in Ihrer Nähe. Ich biete auch Onlineberatungen an, aber die meisten Menschen bevorzugen bei Trauer Präsenzberatungen.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Kevin Böhler (Mittwoch, 20 September 2023 14:21)
und zwar ist vor genau 6 wochen meine englische bulldogge gestorben er wurde 6 jahre alt nur jetzt ist meine frage ist es normal das es solange dauert weil ich hab depression angst und panikstörung und jetzt wo er gestorben ist hab ich verlustangst jetzt ist meine frage was kann man tun um die verlustangst zubekämpfen ich lasse alles zu das zittern weinen hitze schwitzen hab ich auch und das gefühl das mir meine beine vom boden weg gezogen werden also ich kann gehen alles nur das ich weiche beine habe und denke ich brech zusammen obwohl ich kern gesund bin und das noch nie passiert ist in den ganzen 6 jahren die ich das hab
Susanne Mensel (Dienstag, 07 November 2023 06:47)
Hallo,
Mein Vater ist vor 12 Jahren gestorben, da war ich selbst 9 Jahre alt.
Ich dachte ich würde mit dem Tod gut umgehen können, da nach meinem Vater unter anderem auch mein Großvater und meine Großtante gestorben sind. ( zu beiden hatte ich eine gute Beziehung und habe sie wöchentlich gesehen)
Meine Mutter ist schon seit ich klein bin eingeschränkt beim Laufen.
Sie hat viele verschiedene Krankheiten und ist seit nun ungefähr 1,5 Jahren regelmäßig im Krankenhaus.
Es kommt täglich Pflege, ich muss sie aber auch mit pflegen bzw. betreuen, besonders in Bezug auf putzen und Essen kaufen.
Mein anderer Großvater ist ebenso seit letzten Jahr auf Pflege angewiesen, da er einen Unfall hatte.
Seit letzen Jahr denke ich wieder vermehrt an den Tod meines Vaters und trauere viel auch um andere Verwandte.
Von Freunden habe ich mich größtenteils isoliert und ich habe auch Angst unter Leute zu gehen.
Ich habe das Gefühl, dass ich erst jetzt nach so langer Zeit die Trauer wirklich zulassen kann.
Monika Müller-Herrmann (Dienstag, 07 November 2023 09:51)
Liebe Susanne Mensel,
vielen Dank, dass Sie hier Ihre Trauergeschichte erzählen. Ich kann Sie sehr gut verstehen. Mein eigener Vater starb, als ich 8 Jahre alt war. Meine Mutter war auch chronisch krank und ich half ihr sehr im Alltag. Erst mit 20, als ich von zu Hause ausgezogen war, kam die Trauer mit Macht wieder hoch. Diese verzögerte Trauerreaktion ist bei Kindern gar nicht so selten, vor allem, wenn sie nicht gut begleitet werden in der akuten Trauer, sondern noch zusätzlich Verantwortung übernehmen müssen.
Lassen Sie sich Zeit. Holen Sie sich Hilfe, bei einer Psychotherapeutin oder Trauerbegleiterin. Ein sehr schönes Buch, das die Trauer um die Eltern im Alter von 8 bis 10 Jahren beschreibt, ist das Buch "Wie lange dauert Traurig sein?" Vielleicht mögen Sie es auch mal lesen und so wieder in Kontakt kommen mit dem inneren Kind, dem Mädchen von damals..? Mich hat das Buch sehr angerührt.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Angelika Nikolay (Mittwoch, 17 Januar 2024 16:26)
Hallo,
Meine Mutter hab ich am 17.12.23 ins Krankenhaus gebracht da sie mich um Hilfe gebeten hat,sie weinte am Telefon. Herausgestellt hatte sich eine Thrombose an der Halsschlagader.Sie kam in ein anderes Krankenhaus für weitere Untersuchungen. Herausgestellt hat sich ein kleinzelliger Lungenkrebs im Endstadium,Metastasen in den Bronchien.Meine Mutter lehnte eine Chemotherapie ab.Sie wollte unbedingt nachhause am 29.11.23 haben wir sie mitgenommen.Sie wurde von uns zuhause gepflegt mit Unterstützung der SAPV .Ihr größter Wunsch war es mit allen am Tisch zu Heiligabend zu sitzen und zu essen einfach einen friedlichen Abend zu haben.sie hat es leider nicht mehr geschafft sie lag nur noch im Bett und hat kaum Luft bekommen.Am 26.12.23 ist sie um 4.50 Uhr ist sie für immer eingeschlafen.Es ist momentan bei uns so ein Gefühl das es nicht real ist wir sind 3 Geschwister und waren bis zum Ende bei ihr in der Wohnung.Es war ein schöner, aber dennoch ein schmerzlicher Abschied. Wir vermissen sie sehr .Es macht mich immer noch sehr traurig ich zünde jeden Abend eine Kerze für sie an und weine denke an sie .Sie fehlt mir so sehr.Damit ich nicht so sehr leide bin ich vorzeitig wieder arbeiten gegangen um mich abzulenken.Ich hatte fast zeitgleich mit ihr die Diagnose Krebs bekommen bei mir war es zum Glück noch sehr früh es war Gebärmutterkrebs.Nur meine Mutter durfte nicht das Glück haben es macht mich sehr traurig.
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 18 Januar 2024 17:21)
Liebe Angelika Nikolay,
Ihre Mutter ist am 26.12.23 gestorben, Ihre Trauer ist noch ganz frisch, vielleicht war die Beerdigung erst vor wenigen Tagen. Lassen Sie sich bitte ganz viel Zeit. Die Diagnose Krebs bei Ihnen selbst wühlt sicher ebenfalls viele Gefühle, Gedanken und Fragen auf. Ich bin Trauerbegleiterin und Psychoonkologin, vielleicht macht es Sinn, wenn wir für Mitte Februar mal einen Onlinetermin ausmachen? Oder Sie finden jemanden mit ähnlicher Kombination in ihrer Nähe?
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Steffi (Donnerstag, 08 Februar 2024 10:33)
Warum ist die Trauer rund um den Todestag besonders groß? Ich hab vor 11 Jahren meine neun Monate alte Tochter durch den plötzlichen Kindstod verloren. Ihr Todestag ist in ein paar Tagen und schon jetzt hab ich das Gefühl innerlich zu ertrinken in einem Tränenmeer, was noch nicht nach außen gedrungen ist. Mein Herz es schreit so sehr nach ihr und es tut weh als sei es gestern gewesen.
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 08 Februar 2024 10:42)
Liebe Steffi,
wir nennen das die "Jahrestagsreaktion". Rund um den Todestag herum werden ganz viele Erinnerungen wieder hoch gespült. Es scheint so zu sein, dass unser Körper und unsere Seele ein ganz besonderes Zeitgedächtnis für diese Tage haben. Oft ist es gut, einen Notfallplan für solche Jahrestage zu erstellen, sich besondere Hilfe zu holen, einen Tag Urlaub zu nehmen oder krank zu melden. Ich selbst hatte die Jahrestagsreaktion nach dem Tod meines Vaters fast 30 Jahre lang gespürt. Es ist wichtig, diese Elemente des Trauerprozesses zu kennen und sich nicht dafür zu verurteilen. Gerne bieten Trauerbegleiter*innen in Ihrer Nähe eine Beratung dazu an oder Sie können bei mir eine Onlineberatung haben. Ich wünsche Ihnen ganz viel Kraft, Trost und liebevolle Begleitung an diesem wichtigen Jahrestag, dass Sie die Trauer, gut beschützt, zulassen können.
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Christine Lehmann (Donnerstag, 22 Februar 2024 11:22)
Mein Mann starb im November,er ist ruhig nach einem enormen 5Jahre dauernden Kampf,in dem wir noch viele schöne Momente hatten,eingeschlafen und unser Kinder und ich waren bei ihm.Ich habe viel Unterstützung,Beistand und Hilfe und versuche stark zu sein,manchmal gelingt es im Andenken unserer gemeinsamen Zeit. Ich habe auch das Gefühl,dass mein Mann nirgendwo ist,sondern immer bei mir. Mit meinen Gefühlen kann ich mit allen sprechen,was gut tut. Nur fehlt mir jemand dem ich alles erzählen kann,um nicht meine Kinder ,Enkel,Schwester und Freunde zu belasten. Stark sein belastet.,von den unmenschlichen aber notwendigen Umgang mit Ämtern ganz zu schweigen.
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 22 Februar 2024 11:29)
Liebe Frau Lehmann,
danke, dass Sie hier von Ihren Sorgen, Gefühlen und Gedanken erzählen. Es ist in der Trauer sehr wichtig, einen neutralen Gesprächspartner zu haben. Gerne biete ich Ihnen eine Onlineberatung an. Wenn Sie bei sich in der Nähe eine Trauerberatung wünschen, schauen sie im Suchmenü des Bundesverbands Trauerbegleitung oder nach einer Hospizgruppe oder einem Palliativdienst oder einer Gemeinde, die Trauerberatung anbietet.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Mirko Weber (Samstag, 25 Mai 2024 08:11)
Bei mir ist an 29.Mai wieder ein Tag, wo 2008 Mutter an Eierstockkrebs starb. Soll ich einmal sagen, wie es mir heute mit diesem geht? Ich bin bei mir bei einigen Sachen ehrenamtlich in unserer Kirche aktiv. Mit diesem und einem Glauben an ewiges Leben nach Tod habe ich Gefühl, es hilft zu einem Aushalten. Dabei beschäftigt aber auch eine ganze Zeit immer das: - wie sieht man sich wohl einmal wirklich in dem anderen Leben nach Tod wieder? - Damit die erste Frage einmal möglich sein kann, wird es ja einmal sein müssen, selber zu sterben. Wie wird das dann wohl einmal? Vielleicht wenn ein Todestag kommt, ist eine Geschichte dabei wieder stärker im Kopf.
Monika Müller-Herrmann (Samstag, 25 Mai 2024 14:19)
Lieber Mirko Weber,
danke, dass Sie hier Ihre Gedanken und Gefühle teilen. Der Tod eines nahen Angehörigen, erstrecht die Wiederkehr des konkreten Todestages, löst oft eine Auseinandersetzung mit den Gedanken des Weiterlebens nach dem Tod aus. Auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit und der Wunsch, sich nach dem Tod im Jenseits wieder zu begegnen, gehören oft dazu. Ich wünsche Ihnen, dass Sie am Todestag gut begleitet sind. Wir nennen das die "Jahrestagsreaktion", die Gefühle und Gedanken, die rund um den Todestag herum wieder zunehmen...
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Nora (Montag, 07 Oktober 2024 23:53)
Ich möchte einfach danke sagen für Ihren Artikel. Sie haben alles/die Trauerzustände sehr gut beschrieben.
Monika Müller Hermann (Dienstag, 08 Oktober 2024 07:24)
Danke, liebe Nora, für Ihr positives Feedback. Ich freue mich, wenn meine Artikel hier hilfreich sein können.
Herzliche Grüße
Monika Müller-Herrmann
Kerstin (Mittwoch, 13 November 2024 18:25)
Liebe Frau Müller-Herrmann,
ich hatte eine besondere Beziehung zu meiner Mutter, die letzten 7 Jahre bevor sie starb. Da war die Scheidung, ein ganz schlimmer Rosenkrieg, die berufliche Neuorientierung und der Wegfall allen Halt. Meine Mutter war mein Ansprechpartner; nein mehr, meine Therapeutin. Sie starb unerwartet und völlig aus dem Leben gerissen kurz vor Weihnachten 2020. Die ganze Nacht bin ich durchgefahren um endlich bei den Eltern zu sein. Meine Mutter lag tot zu Hause, damit ich noch Abschied nehmen konnte. In einem kleinen Dorf ist es noch üblich, dass sich Freunde, Verwandte oder Nachbarn verabschieden können, bevor der Bestatter vorbeikommt und den Leichnam mitnimmt. Diese Nacht vergesse ich nie! Irgendwann in den frühen Morgenstunden war da auch der Leichengeruch. Trotzdem lag Sie da, als ob Sie schlief und sah so schön aus. Die Beerdigung war am 22.Dezember. Weihnachten ist seitdem nicht mehr existent für mich. Ich bin immer noch so traurig, mitunter sehr verzweifelt. Nach 4 Jahren der Trauer wird es einfach nicht besser oder leichter. Der zurückgebliebene Vater, dement, macht alles nicht einfacher. Natürlich sage ich mir: du hattest wundervolle Jahre mit deiner Mutter, vielleicht die Besten bevor Sie starb. Trotzdem bin ich unendlich traurig. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an Sie denke. Ich hasse Weihnachten!
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 14 November 2024 14:33)
Liebe Kerstin, so viel Schmerz und Trauer lese ich in diesen Zeilen, so eine lange Zeit des Abschiednehmens und der Auseinandersetzung damit, dass Ihre Mutter nicht mehr da ist. Weihnachten ist sowieso ein schwerer Zeitpunkt für Trauernde, erstrecht, wenn es mit dem Todestag zusammenfällt. Es ist sehr verständlich, dass Sie Weihnachten "hassen" in dem Zusammenhang.
Hatten Sie eine Trauerbegleitung? Hätten Sie Lust, mal eine Probestunde zu machen bei mir oder einer Trauerbegleiterin in Ihrer Nähe? Um noch einmal über alles sprechen zu können?
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann