Unter die Erde oder in die Urne? Wann haben Sie sich schon einmal über Ihre Bestattung oder die Ihrer Eltern oder Ihres Partners Gedanken gemacht? Fragen, über die man selten spricht, die aber im Ernstfall sehr wichtig und eine große Hilfe sind…
Was wissen Sie über Bestattungen? Und wie spricht man darüber? Wollen wir wirklich die Begriffe Urne, Reihengrab und Leichenschein in den Mund nehmen, wenn wir mit unseren Angehörigen reden?
Was passiert nach dem Eintreten eines natürlichen Todes?
Nach Eintreten des Todes benötigen Sie zuerst von einem Arzt einen Leichenschein. Die Leichenschau ist der letzte Dienst des Arztes am Patienten, mit der über medizinische Feststellungen hinaus (Feststellung des Todes und der Todesursache) der Rechtssicherheit und dem öffentlichen Interesse dienende Aufgaben verbunden sind. Idealerweise sollte den ein Arzt ausstellen, der den Patienten kannte, z.B. der Hausarzt oder der Arzt vom SAPV Team. Wenn das nicht möglich ist, rufen Sie den ärztlichen Notdienst. Gehen Sie davon aus, dass ein Sterbefall kein Notfall mehr ist. Die Ärzte kommen in der Regel nicht in 30 min, sondern nach zwei bis zu vier Stunden. Sichere Todesszeichen sind erst dann zu erkennen.
Die wichtigsten Aufgaben bei der ärztlichen Leichenschau sind:
- sichere Feststellung des Todes (und Sicherstellung der Identität),
- Feststellung der Todeszeit,
- Feststellung der Todesursache,
- Qualifikation der Todesart,
- Dokumentation übertragbarer Erkrankungen nach dem Infektionsschutzgesetz,
- Beachtung von Meldepflichten
Das Gesetzt fordert eine Schau des unbekleideten Verstorbenen, so dass es bei der Leichenschau noch einmal zu einer vollständigen oder teilweisen Entkleidung kommen kann.
Überbrücken Sie die Zeit, in der sie auf den Arzt warten, in dem Sie innehalten und halten Sie nach Möglichkeit schon vorher die nötigen Unterlagen bereit. Eine letzter Krankenhaus- oder Arztbericht kann bei einem fremden Arzt hilfreich sein. Wenn Sie in der Zeit nicht alleine sein wollen, bitten Sie jemanden, Ihnen Gesellschaft zu leisten. Zünden Sie eine Kerze an, legen Sie dem Verstorbenen Blumen in die Arme, schließen sie die Augen, notfalls mit einem feuchten Wattetupfer.
Der Arzt stellt eine Bescheinigung aus, den Totenschein oder Leichenschauschein in mehreren Durchschlägen. Grundsätzlich besteht der Totenschein aus einem vertraulichen und einem nicht vertraulichen Teil. Der Totenschein wird in mehreren Durchschlägen erstellt.
Der nicht vertrauliche Teil beinhaltet die Personalangaben des Verstorbenen, Ort- und Zeitpunkt des Todes, mögliche Warnhinweise (Herzschrittmacher, Infektionsgefahr etc.), Informationen zur Identifikation des Verstorbenen, die Todesart (natürlich, nicht natürlich, ungeklärt) sowie Angaben zum untersuchenden Arzt und Ort und Zeitpunkt der Leichenschau.
Der vertrauliche Teil beinhaltet ebenfalls die persönlichen Angaben zum Verstorbenen. Ferner werden die sicheren Zeichen des Todes beschrieben sowie nähere Informationen zur Todesart und zur Todesursache gegeben. Bestehen Zweifel oder Beweise für einen nicht natürlichen Tod, z.B. wenn Fremdeinwirkungen zu erkennen sind, die auf einen Mord hinweisen, wird dies im Detail dokumentiert. Zudem muss der Arzt dann die Leichenschau unterbrechen und sofort die Polizei verständigen.
Wer erhält die Todesbescheinigung?
Die Angehörigen bzw. der beauftragte Bestatter erhalten den Totenschein vom Arzt, der die Leichenschau durchgeführt hat. Die Todesbescheinigung wird dann an verschiedene Institutionen weitergeleitet. Welche Behörden den vertraulichen Teil der Todesbescheinigung erhalten, hängt von Bundesland zu Bundesland ab. Nähere Informationen finden Sie in den jeweiligen Bestattungsgesetzen des Landes.
Wenn eine Feuerbestattung gewünscht ist, bildet der Totenschein in der Regel die Basis für eine zweite Leichenschau. Das Standesamt benötigt in jedem Fall den Totenschein, um den Todesfall zu beurkunden. Die Todesbescheinigung stellt somit die juristische Grundlage für die Erstellung der Sterbeurkunde dar. Ferner wird der Totenschein bzw. die jeweils relevanten Teile an das Gesundheitsamt und an das statistische Landesamt geschickt. Die Informationen auf der Todesbescheinigung dienen den Behörden für statistische Erhebungen. Handelt es sich um einen nicht natürlichen Tod erhält die Gerichtsmedizin den Totenschein für weitere Untersuchungen zur Todesursache.
Abschiednehmen zu Hause ist möglich – wenn keine stark ansteckende Infektionskrankheit vorliegt. Bestatter helfen bei der Aufbahrung zu Hause, notfalls mit Kühlakkus, die ins Bett gelegt werden. Lüften Sie den Raum gut, drehen sie die Heizung herunter. Das Öffnen des Fensters kann auch als Symbol dafür gesehen werden, dass die Seele gehen darf. Im Hochsommer oder im Winter gelten andere klimatische Bedingungen.
Wie lange der Verstorbene zu Hause bleiben kann, ist in vielen Stadt- und Landkreisen unterschiedlich. In Frankfurt sind es 36 h. Viele Bestattungshäuser bieten auch Aufbahrungsräume an, zu denen die Angehörigen Zutritt erhalten und in gepflegter Atmosphäre Abschied nehmen können.
Erst wenn der Leichenschauschein vorliegt, kann der Bestatter abholen. Sie können die Bestatter aber weit im Voraus informieren. Es ist sogar gut, wenn Sie nicht erst in letzter Sekunde einen Bestatter auswählen, sondern sich im Vorfeld schon für eine Pietät entschieden haben. Diese sind 24 h erreichbar.
Der Bestatter benötigt von Ihnen den Leichenschauschein und einige Unterlagen aus dem Stammbuch:
Geburtsurkunde, evtl. Heiratsurkunde, Scheidungsurkunde, Urkunde der bereits vorher verstorbenen Eheperson
Evtl. Graburkunde, wenn es schon Grabnutzungsrechte an einem Grab gibt, wo dann Bestattet werden soll.
Versicherungsnachweise, wenn der Bestatter die Abmeldungen z.B. bei der Rentenversicherung übernehmen soll.
Lassen Sie sich mit der Abholung Zeit. Oft sind die Personen, die Sie in der Pietät beraten haben, und die Personen, die den Verstorbenen abholen, nicht identisch. Hier herrscht in vielen Pietäten eine Art Arbeitsteilung. Wenn es Ihnen zu belastend ist, verlassen Sie in dem Moment des Umlagerns des Verstorbenen in den Transportsarg das Zimmer. Hier können unangenehme Geräusche auftreten, ein Knacken, es kann Luft austreten und noch mal Flüssigkeiten.
Die Zeit zwischen Tod und Bestattung ist im Trauerprozess eine besonders kostbare Zeit. Sie wird im Trauermodell von Ruthmarjeke Smeding als „Schleusenzeit“ bezeichnet. Aus dem geliebten Menschen wird in der Zeit ein Toter, ein Verstorbener und am Ende eine Leiche. Aus dem Angehörigen wird ein Trauernder, aus der Ehefrau eine Witwe usw. Am Ende der Schleusenzeit haben sich alle Bezeichnungen und Rollen geändert. In Familien können in dieser Zeit heftige Emotionen ausbrechen und auch alte Konflikte aufbrechen.
Es gibt im Grunde folgende Bestattungsformen in unserem Kulturkreis: Erdbestattung oder Urnenbestattung / Feuerbestattung. Und diese Urne wird dann auf See bestattet, in der Erde eines Friedhofs oder in einem Friedwald.
Bei der Erdbestattung gibt es eine einfache Leichenschau direkt nach dem Versterben und es wird in der Regel innerhalb von drei oder fünf Tagen bestattet. In vielen Gegenden herrscht noch Sargzwang und es muss im Sarg bestattet werden. Die ganze Auswahl der Formalitäten, die Entscheidung über den Ablauf der Trauerfeier und Bestattung folgen hier in einem dichten Zeitplan. Viele Angehörige berichten, dass sie erst nach der Beerdigung zur Besinnung kamen und wie in ein Loch fielen.
Die Grundkosten für eine Erdbestattung liegen zwischen 2000 und 5000 Euro. Ein Grabstein kann oft erst später gesetzt werden, ca. ein halbes Jahr später.
Bei einer Feuerbestattung erfolgt aus Gründen der juristisch-medizinischen Absicherung eine zweite Leichenschau vor der Einäscherung. Man will hier sichergehen, dass keinerlei unnatürliche Todesursache oder Anzeichen einer kriminelle Handlung übersehen wurden. Auch hier ist oft ein einfacher, schlichter Holzsarg erforderlich, um den Verbrennungsprozess im Krematorium in Gang zu setzen. Der Zeitraum zwischen Einäscherung und Bestattung kann sich hier viel länger hinziehen, da die Urnen ja problemlos ruhen können. In Frankfurt wird bei Feuerbestattungen nur bestattet, wenn alles im Voraus bezahlt ist. Ich habe schon Urnenbestattungen erlebt, wo zwischen Tod und Bestattung 12 Wochen lagen. Die für den Trauerprozess wichtige Schleusenzeit wird hier unnatürlich lang in die Länge gezogen.
Die Urne wird dann auf See bestattet, in der Erde eines Friedhofs oder in einem Friedwald. Es ist nur eine Bestattung auf offener See möglich, also z.B. Nordsee oder Ostsee, nicht in fließenden Gewässern wie Main oder Rhein oder in größeren Seen wie z.B. dem Bodensee.
Eine Seebestattung kann in Anwesenheit der Angehörigen oder ohne erfolgen. Die GPS Daten, an denen die Urne in der See versenkt wurde, werden dokumentiert. Eine Seebestattung ist eine sehr preiswerte Bestattung, da keinerlei Grabpflege anfällt.
Bei der Erdbestattung auf einem regulären Friedhof kann zwischen anonymer Bestattung und Bestattung mit Grabstein unterschieden werden. Auf einigen Friedhöfen gibt es auch Steinere Bestattungswände mit kleinen Fächern. Bei der anonymen Bestattung ist es in Frankfurt leider üblich, dass kein Angehöriger mehr bei der Bestattung anwesend sein kann und auf einen Moment hin ca. 30 bis 50 Urnen bestattet werden. Es gibt Zwischenlösungen, wo auf der Wiese bestattet wird, und ein Stein ebenerdig in die Erde eingelassen wird. So ein einfacher, quadratischer Stein kann z.B. 500 Euro kosten. Bei der anonymen Bestattung ist auch ein allgemeiner Anteil für Grabpflege zu zahlen, der u.a. für die Ruhezeit das Rasenmähen und die einfache Rasenpflege beinhaltet.
Bei einem Urnengrab kann z.B. für eine einfache Bepflanzung durch einen Friedhofsgärtner 150 Euro pro Jahr anfallen.
Bei Erdbestattungen wie Urnenbestattungen unterscheiden die Friedhofsverwaltungen zwischen Kaufgräbern und Reihengräbern. Reihengräber werden nach der Ruhefrist wieder aufgelöst und können nicht erneut nachgekauft werden. Kaufgräber können durch Kauf verlängert werden und erneut bereit gehalten werden, um z.B. einen zweiten oder weitere Familienangehörige dort zu bestatten.
Die Ruhefristen unterscheiden sich je nach Bodenbeschaffenheit und können zwischen 20 und 30 Jahren betragen.
Bestattung in einem Friedwald: Das Unternehmen Friedwald .de hat im Moment auf seiner Homepage 61 Standorte gelistet. Es trägt dem Bedürfnis nach einer naturnahen Bestattung Rechnung, die von den Hinterbliebenen wenig Grabpflege verlangt. Im Friedwald können nur Urnen bestattet werden. Nachteile einer Friedwaldbestattung sind, dass sie oft außerhalb liegen und für gebrechliche Hinterbliebene oder Menschen ohne Auto schlecht erreichbar sind. Daher nehmen einige reguläre städtische Friedhöfe inzwischen die Bestattung unter einem Baum in ihr Programm auf. Ein Basisplatz unter einem Baum kann für 490 Euro erstanden werden, die Reservierung eines Partner- oder Familienbaums kann bis zu 6.500 Euro kosten. Ein Namensschild kann am Baum gegen einen geringen Aufpreis angebracht werden. Die Meinungen zu Friedwäldern gehen weit auseinander, von „Naturreligiös verbrämten Kommerz“ bis zu „zeitgemäßer, natürlicher Bestattung“.
Eine Urne mit nach Hause zu nehmen und zu Hause aufzubewahren, ist in Deutschland nicht erlaubt. Auch ein Verstreuen der Asche im eigenen Garten nicht. In der Schweiz oder in Holland gibt es dort andere Lösungen.
Die Bestatter erledigen für Sie gerne weitere Formalitäten wie die Beantragung der Sterbeurkunde, die Abmeldung bei den Versicherungen, das Entwerfen von Traueranzeigen usw. Sie übernehmen auch die Kommunikation mit dem Krematorium, dem Friedhofsamt usw. Sie kennen sich aus mit den Regelungen vor Ort. Wenn Bestattungsort und Sterbeort weit auseinanderliegen, ist die Entscheidung manchmal schwer, an welchem Ort die Pietät auszuwählen ist. In Frankfurt gibt es ca. 40 Bestatter, die meisten sind traditionelle Familienbetriebe, die diesen alten Dienst am Verstorbenen schon in vielen Jahrzenten über mehrere Generationen ausüben. In den letzten Jahren sind neue Bestatterinnen, frauengeführte Bestattungsunternehmen hinzugekommen.
Ich wünsche Ihnen den Mut, mit Ihren Angehörigen einmal über dieses spannende Thema zu sprechen, bevor Sie direkt davon betroffen sind. Denn dann stehen wir oft so unter Schock, dass Entscheidungen schwerfallen.
Herzliche Grüße,
Monika Müller-Herrmann
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