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Trauer um die Eltern...wenn die alten Eltern gehen

Trauer um die Eltern… wenn die alten Eltern gehen…

 

 

Wenn die Eltern sterben, wechselt die Generation. Trauer um die alten Eltern ist ein eigener Trauerprozess, der Raum und Zeit braucht... Gefühle von Trauer, Veränderung und Verunsicherung machen sich breit. Die zurückbleibenden Söhne und Töchter, jung, mitten im Leben stehend oder selbst schon rentennah, stellen fest, dass sie jetzt die älteste Generation in ihrer Familie sind. Es kann sich auch ein Gefühl einstellen von plötzlich verwaist sein. Das innere Kind, das sich immer an den Eltern orientiert hat, scheint plötzlich elternlos. Dennoch haben wir unsere Eltern zutiefst verinnerlicht, und dieser verinnerlichte Teil bleibt uns erhalten. Im positiven wie im negativen Sinne.

 

 

Meistens ist viel zu regeln, eine Wohnung aufzulösen oder auch nur ein Zimmer im Pflegeheim leer zu räumen. Vielleicht fallen Ihnen dabei viele alte Erinnerungsstücke in die Hand und Sie denken sich: Ich hätte meinen Vater / meine Mutter so gerne noch so vieles gefragt. Was hat ihm oder ihr dieses Bilderalbum, jene alte Zeitung, diese Münzsammlung bedeutet?

 

 

Vielleicht ist eine längere Krankheitsphase vorangegangen, in der sich Vater oder Mutter schon sehr verändert haben, wie z.B. bei Demenz oder Krebs. Da hat dann oft schon schleichend ein Generationswechsel oder Generationstausch stattgefunden. Die eigenen Eltern wurden hilfloser, gebrechlicher, und die Kinder mussten für sie sorgen, viele Dinge organisieren. Die Sorge um die Pflege und um die Betreuung hat vielleicht Monate oder Jahre Ihres Lebens bestimmt. Jetzt ist da plötzlich eine Lücke. Der Mensch, um dessen Pflege und Betreuung sich vieles drehte, ist nicht mehr da. Gemischte Gefühle können da sein von Dankbarkeit, Trauer und auch Erleichterung.

 

 

Bei der Abwicklung des Nachlasses und des Erbes kann es versöhnlich zugehen. Oft bricht auch alter Geschwisterstreit wieder auf. Geschwister, die nahe bei den Eltern wohnten, haben eine andere Rolle, als Geschwister, die weiter weg wohnten. Alte Schuldzuweisungen, alte Konkurrenzen, Irritationen können plötzlich wieder auftreten. Und es geht nicht einfach ums Geld. Es geht, vielleicht ein letztes Mal darum, die Wertschätzung durch die Eltern zu erfahren. Vielleicht wird Ihnen klar, was alles ungesagt blieb, und dass Sie bestimmte Dinge nie von ihren Eltern bekommen haben. Die völlig unvoreingenommene Liebe, die Sie als Kind verdient hätten. Da kann es schmerzlich sein, sich einzugestehen, dass das jetzt auch nicht mehr nachzuholen ist.

 

 

Wenn die alten Eltern gehen, wechselt die Generation. Und es beginnt ein neuer Abschnitt, in Ihrem Leben, in Ihrer Familie. Trauer und Unsicherheit sind da völlig normale Gefühle. Vielleicht brauchen Sie eine neue Orientierung, eine neue Zielbestimmung für Ihr Leben. Oder einen geschützten Ort, wo Sie die Gefühle zu Ihren Eltern noch einmal anschauen und würdigen können. Erlauben Sie sich das. Nicht nur die Trauer um Ehepartner oder Kinder ist wertvoll und intensiv, auch die Trauer um alten Eltern kann das sein. Ob diese glücklich und lebenssatt oder nach langer Krankheit gestorben sind, es ist ein großer Verlust eines vertrauten Menschen. Trauer kann nicht miteinander verglichen und bewertet werden. Jede und jeder geht da seinen eigenen Weg.

 

 

Wenn Sie den  Wunsch nach einer Trauerbegleitung oder einem kurzen, persönlichen Coaching für sich haben, um diesen Generationswechsel gut für sich zu gestalten, erlauben Sie sich das!

 

 

Ich wünsche Ihnen für den neuen Lebensabschnitt ohne Eltern alles Gute!

 

Monika Müller-Herrmann

 

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Kommentare: 22
  • #1

    katharina (Samstag, 19 September 2020 15:17)

    meine Mutter wurde 97 Jahre und ist vor 3 Wochen verstorben.
    Danke für Ihren Beitrag der sich mit meinen Gedanken deckt.
    Zum Glück habe ich Zeit gehabt Frieden in meiner Seele mit meiner Mutter zu finden und kann nur jedem anraten das ebenfalls zu tun, sollten Unstimmigkeiten ,Zweifel oder Hass existieren im Herzen.
    LG

  • #2

    S. Dauenhauer (Donnerstag, 19 November 2020 12:15)

    Danke für diesen inhaltlich wertvollen Beitrag, Frau Herrmann. Ihre Zeilen helfen mir, den kürzlichen Tod meines betagten Vaters etwas leichter verarbeiten zu können.

    Liebe Grüße

    S. Dauenhauer

  • #3

    Angelika (Sonntag, 12 September 2021 07:37)

    Danke für diese Worte. Bei mir ist es schon länger her aber mein Mann tritt mit seinem Vater in die Zeit des Abschieds. Das reißt alte Wunden wieder auf. Irgendwie vergeht das Vermissen bei mir nie. Es ist anders, nicht mehr so vordergründig aber die Sehnsucht ist geblieben. Eltern verlieren, das macht etwas in uns, das steckt keiner so leicht weg. Alte Wunden kommen auch wieder hoch und vor uns ist niemand mehr. Kind sein ist vorbei. Aber die Liebe bleibt.

  • #4

    Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 12 September 2021 09:01)

    Liebe Angelika,
    danke, dass Sie Ihre Erfahrungen hier teilen. Der Abschied von den alten Eltern ist schmerzlich...
    Mit herzlichen Grüßen,
    Monika Müller-Herrmann

  • #5

    Katrin (Sonntag, 21 November 2021 22:10)

    Vielen Dank meine Mutti ist am 30.10.2021 mit 88 Jahren gestorben ich habe sie bis zu letzt gepflegt sie war ein sehr dankbarer Mensch trotzdem tut es sehr weh wir haben uns immer sehr gut verstanden und wenn es doch mal eine Meinungsverschiedenheit gab wurde es geklärt und gut war ich danke meiner Mutter für die schöne Zeit die wir miteinander hatten

  • #6

    Monika Müller-Herrmann (Montag, 22 November 2021 08:45)

    Liebe Katrin,
    danke für die Nachricht hier. Der Tod der Eltern ist schmerzhaft und es ist ein Generationenwechsel in der Familie damit verbunden. Danke, dass Sie hier Ihre Gedanken teilen.
    Herzliche Grüße,
    Monika Müller-Herrmann

  • #7

    Nicole (Samstag, 01 Januar 2022 03:25)

    Herzlich lieben Dank für Ihren tröstenden Beitrag, Frau Herrmann. Meine Mutter verstarb am 09.12.2021 ganz plötzlich im Alter von 83 Jahren. Mein Vater verstarb 2016 nach jahrelanger Demenz.
    Und es ist genauso wie Sie es beschreiben: der Verlust der Eltern tut so weh, haben sie doch unser Leben so intensiv mitgeprägt. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie weiterleben, wenn auch nicht so wie es war.......

  • #8

    Monika Müller-Herrmann (Samstag, 01 Januar 2022 10:45)

    Liebe Nicole,
    ich freue mich, wenn meine Zeilen für Sie tröstend waren. Ich begleite in meiner Praxis viele Menschen, die um ihre Eltern trauern. Für die meisten Menschen ist es ein sehr großer Einschnitt in Ihrem Leben, wenn die Eltern gehen. Wenn Sie eine Trauerbegleitung benötigen, ist das in meiner Praxis oder vor Ort über die Mitglieder des Bundesverbands Trauerbegleitung oder die nächste Hospizgruppe in Ihrer Nähe möglich.
    Mit herzlichen Grüßen,
    Monika Müller-Herrmann

  • #9

    Sylvia (Samstag, 19 Februar 2022 19:02)

    Ihre Worte sprechen mir gerade aus der noch sehr frisch verletzten Seele. Darum suche ich wohl auch noch auf Seiten wie diesen nach Antworten oder Bestätigung meiner Gefühle. Ich verlor innerhalb von 6 Monaten beide Elternteile nach langer Krankheit. Meine Mutter erst vor 4 Wochen. Diese Trauer Zeit ist wichtig, ich nehme sie an. Es tut gut darüber zu lesen, es hilft ein wenig. Alles andere braucht seine Zeit. Danke für das Mittragen durch ihre geschriebenen Worte, Frau Müller - Herrmann

  • #10

    Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 20 Februar 2022 08:36)

    Liebe Sylvia,
    danke, dass Sie Ihre Gefühle und Gedanken hier teilen. Beide Eltern innerhalb von 6 Monaten zu verlieren ist eine große emotionale Belastung. Das ist mein Wunsch, mit der Homepage ein paar unterstützende Gedanken zu geben. Falls Sie mehr benötigen, können Sie z.B. beim Hospizverein in Ihrer Nähe, bei einem Mitglied des Bundesverbands Trauerbegleitung oder bei mir eine Trauerbegleitung in Anspruch nehmen.
    Mit herzlichen Grüßen,
    Monika Müller-Herrmann

  • #11

    Ulrike-Christina Voß (Freitag, 22 Juli 2022 23:45)

    Sehr geehrte Frau Hermann,

    wann und wo findet Ihre nächste Trauergruppe statt?

    Beste Grüße aus dem Neckartal.

    Ulrike-Christina Voß

  • #12

    Monika Müller-Herrmann (Samstag, 23 Juli 2022 07:35)

    Liebe Frau Voß,
    meine Praxis ist in Frankfurt am Main. Eine Trauergruppe mit Witwern und Witwen besteht aktuell, eine Gruppe mit Trauer um die Eltern wird gerade aufgebaut. Ich würde vermuten, für Sie ist das zu weit weg. Schauen Sie doch einmal auf der Homepage des Bundesverbands Trauerbegleitung oder bei der nächsten Hospizgruppe in Ihrer Nähe nach einem Trauerbegleitungsangebot.
    Mit herzlichen Grüßen,
    Monika Müller-Herrmann

  • #13

    Kristina.@t-online.de (Dienstag, 10 Januar 2023 09:36)

    Meine Zwillingsschwester und ich haben beide Eltern innerhalb von 10 Monaten verloren mit 83 und 88 Jahren. Unser Papa starb im September 2022. Wir sind so unendlich traurig und weinen noch immer. Unser Verhältnis zueinander war so harmonisch, sie waren immer für uns da und wir immer für sie. Unsere Mama starb im Hospiz mit uns an ihrer Seite unser Papa 10 Monate später, eine Woche vor dem Geburtstag unserer Mutter, zuhause. Wir waren täglich für ihn da. Sie waren 58 Jahre verheiratet. Sie fehlen uns so sehr. Niemand mehr da mit dem wir vertraut sprechen können, deren Ratschläge wir sooft eingeholt haben, Ich weiß nicht, wie lange wir noch trauern. Aber nichts ist mehr so, wie es war. �
    Viele traurige Grüße

  • #14

    Monika Müller-Herrmann (Dienstag, 10 Januar 2023 10:13)

    Liebe Kristina,
    danke für Dein Vertrauen, hier zu schreiben. Das ist sehr traurig, beide Eltern in so kurzer Zeit zu verlieren. Es ist, wie pöätzlich verwaist sein. Habt Zeit und Geduld miteinander, und wenn Ihr wollt, holt Euch Hilfe bei einer erfahrenen Trauerbegleiterin.
    Herzliche Grüße,
    Monika Müller-Herrmann

  • #15

    Jutta (Donnerstag, 11 Mai 2023 21:13)

    Meine Mutter ist vor 3 Wochen gestorben.Sie war 93 Jahre.
    Die letzten 13 Jahre hat Sie mit mir in einer Wohnung gelebt.
    Sie ist zuhause gestorben

  • #16

    Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 14 Mai 2023 12:34)

    Liebe Jutta,
    der Abschied von den alten Eltern ist um so schmerzlicher, je enger die Bindung und der Kontakt waren. Wenn die Pflege der alten Eltern eine wichtige Lebensaufgabe war, hinterlässt ihr Tod eine ganz große Lücke. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Rat und Trost finden. Wenn Sie eine Trauerbegleitung benötigen, wenden Sie sich an den Bundesverband Trauerbegleitung oder an den Hospizdienst in Ihrer Nähe.
    Mit herzlichen Grüßen
    Monika Müller-Herrmann

  • #17

    Thomas (Samstag, 10 August 2024 15:27)

    Hallo,

    mein vater ist am sonntag nach langer schwerer krankheit verstorben. er hatte mehrere schlaganfälle, lag im koma und kam wieder zurück,um 2 monate in reha und 10 tage im pflegeheim zu verweilen. aufgrund der 9 jahre langen unterstützung zu hause wußte ich,dass er das nicht wollte. die letzten tage verweigerte er sich und wurde palliativ versorgt. meine mutter mußte in eine psychiatrie eingewisen werden, sie hat seit 8 jahren krebs und ich habe sie begleitet. die letzten jahre habe ich mich nur um meine eltern gekümmert. mein leben bestand aus überforderung,ängste und schuldgefühle. der punkt ist : es ist jetzt eine woche her und fühle mich befreit und gestärkt.ich habe die beerdigung und alles andere soweit erledigt. nun habe ich ein schlechtes gefühl,weil ich mich nicht schlecht fühle und habe angst.das es mich noch voll erwischt.

    danke

  • #18

    Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 11 August 2024 16:09)

    Lieber Thomas,
    nach langer Pflege und Betreuung der Eltern kann nach ihrem Tod oder ihrer Einweisung ins Pflegeheim auch erst einmal ein Gefühl der Erleichterung kommen. Es kann eine Wohltat sein, wieder dem eigenen Leben nachgeben zu können. Diese Erleichterung und dieses Aufatmen kann dann Schuldgefühle auslösen. Es kann gut sein, sich eine Begleitung, ein paar Gespräche zu holen, um einen neuen Blick auf das Leben zu bekommen, wenn die Eltern nun gegangen sind.
    Der Abschied von den alten Eltern verändert die Perspektive auf das Leben.
    Mit herzlichen Grüßen
    Monika Müller-Herrmann

  • #19

    Martina Krümmel (Dienstag, 19 November 2024 10:20)

    Guten Tag,
    Ich habe meinen 93 jährigen Vater verloren.
    Er war schwer krank, über Monate pflegebedürftig. Es gab keine Aussicht auf Besserung. Das ist mir bewusst.
    Und trotzdem trauer ich schon so viele Wochen. Ein normaler Tagesablauf ist nur sporadisch möglich.
    Ich frage mich...ist das noch okay, oder müsste ich nicht mal mit der Trauer abschließen können.
    LG. an Alle Betroffenen

  • #20

    Monika Müller-Herrmann (Dienstag, 19 November 2024 13:29)

    Liebe Frau Krümmel,
    die Eltern sind sehr wichtige Bezugspersonen, die uns unser ganzes Leben begleitet haben. Es ist wichtig, das anzuerkennen, dass auch die Trauer um die Eltern lange dauern darf. Dass es Zeit braucht. Der Tod der Eltern ist das endgültige Ende der Kindheit. Wir gehen als Trauerbegleiterinnen heute nicht davon aus, dass die Trauer irgendwann ganz endet, sondern dass sie sich wandelt über die Zeit. Daher ist es wichtig, der Trauer Raum und Zeit zu lassen. Sehr gerne biete ich Ihnen auch eine Onlineberatung an, wenn Sie mögen. Die erste Beratung kostet 80 Euro.
    Oder Sie suchen sich eine Trauerbegleitung in Ihrer Nähe?
    Mit herzlichen Grüßen
    Monika Müller-Herrmann

  • #21

    Bellinda Gossow (Mittwoch, 11 Dezember 2024 12:06)

    Meine Mutter starb am 02.07.2024 mit 89 Jahren, 2 Wochen vor ihrem 90. Geburtstag. Sie lebte mit mir 20 Jahre in unserem gemeinsamen zu Hause. Nach dem Tod meines Vaters wollte ich sie nicht alleine lassen. Haben viel unternommen sind viel gereist. Doch leider hat der 40 Jahre alte Tumor gestreut und sie verstarb sehr schnell. Gerne hätte ich ihr noch gesagt, das ich jederzeit wieder mit ihr zusammen ziehen würde. Sie fehlt mir unendlich.

  • #22

    Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 11 Dezember 2024 20:05)

    Liebe Frau Gossow,

    danke, dass Sie von Ihrer Trauer um die Mutter hier sprechen. Die Trauer um die Eltern wird oft unterschätzt. Wenn es Ihnen gut tut, suchen Sie sich gerne eine Trauerbegleitung. Das bieten z.B. Hospizvereine, kirchliche Beratungsstellen oder Freiberuflerinnen wie ich an. Gerne biete ich Ihnen auch eine Onlineberatung an.
    Mit herzlichen Grüßen
    Monika Müller-Herrmann