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Wer braucht Trauerberatung?

Wer braucht eine Trauerberaterung?

 

 

Wenn ich von meinem Beruf erzähle, höre ich oft, wer braucht eigentlich eine Trauerberater*in? Was macht die? Wozu dient das? Oder kommt die Trauer nicht ganz von selbst und ganz von alleine?

 

 

Trauerberater*innen halten Trauer für einen natürlichen Prozess, für eine natürliche Reaktion auf einen Verlust. Dennoch kann Trauer um einen engen Angehörigen zu einer seelischen Krise führen. Nichts ist auf einmal mehr so wie vorher. Der geliebte Mensch, um dessen Pflege und Betreuung sich monatelang oder sogar jahrelang alles drehte, ist nicht mehr da. Oder der Tod kam plötzlich und unerwartet. Auf alle Fälle ist da eine große Lücke im Leben.

 

 

Manchmal kommt nach einer ersten Phase des Schocks die Trauer ganz von alleine. Gute Freunde und Verwandte hören zu. Manchmal dauert die Phase des Schocks aber sehr lange an und die Trauer sitzt fest, löst sich nicht. Auch wenn Freunde und Verwandte eine Zeitlang zuhören, kommt nach einiger Zeit der Satz: „Das Leben geht weiter!“ oder noch stärker „Jetzt reiß Dich zusammen. Geh raus, lenk Dich ab!“ Die Umgebung, deren Leben ganz normal weiter geht, hat oft nicht die Geduld, die der oder die Trauernde braucht. Es herrscht ein Unverständnis, wie lange gesunde, normale Trauerprozesse anhalten… ein halbes Jahr? Ein Jahr? Drei Jahre? Ist das dann noch Trauer?

 

 

Oder Freunde und Verwandte ziehen sich zurück. Meiden den Kontakt. Rufen anfangs noch an, kondolieren, und melden sich dann  nicht mehr. Aus Angst und Unsicherheit, weil sie nicht wissen, was sie sagen sollen. Weil sie meinen, der oder  die Trauernde sollte sich selbst melden und sagen, was er oder sie braucht. Dabei fällt genau das schwer. Witwen und Witwer erleben z.B. sehr oft, dass befreundete Paare sich abwenden, nicht mehr einladen. Sie sind jetzt das dritte oder fünfte Rad am Wagen.

 

 

Viele Trauernde müssen sehr schnell wieder arbeiten gehen, müssen funktionieren, schieben die Trauer erst mal weg. Es ist so viel zu tun und zu erledigen, vielleicht sind da Kinder oder Eltern, die einen weiterhin brauchen, trotz Trauer. Vielleicht ist da ganz viel zu regeln, manche müssen sich sehr schnell eine kleinere Wohnung suchen oder ganz für die Kinder da sein. Die Trauer zeigt sich dann vielleicht anders, in  Einsamkeit, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit.

 

 

Witwer und Witwen merken vielleicht, dass sie untereinander mehr Gemeinsamkeiten haben als Menschen, die noch als Paar leben. Sie sind auf eine ganz unfreiwillige Weise auf einmal wieder Single in einem Lebensabschnitt, der auf ein Leben zu zweit ausgerichtet war. Menschen, die ein Kind verloren haben, merken, dass Sprechen mit anderen Paaren mit gesunden, lebendigen Kindern schwer fällt. Wer ein Geschwisterteil, den besten Freund oder die beste Freundin verloren hat, spürt einen starken Verlust im Leben, kann nicht zur Tagesordnung übergehen. Hier kann der Austausch mit anderen Betroffenen sehr helfen.

 

 

Früher gab es in unseren Gesellschaften ein Trauerjahr. Meine Uroma trug lange ein schwarzes Kleid, dann eine Zeitlang ein schwarzgeblümtes Kleid. Auch wenn uns solche Rituale heute nicht mehr passend erscheinen, konnten Trauernde damit früher zeigen, dass sie noch in Trauer sind und eine andere Rolle haben. Diese Signale haben wir verloren. Nach einem schwerwiegenden Trauererleben gibt es oft nur einen Tag Sonderurlaub. Kollegen und Kolleginnen, Freunde und Freundinnen sind oft sprachlos, verlegen, unsicher.

 

 

Trauerberater*innen können hier ganz viel tun. Trauerberater*innen kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen, haben meist selbst schon einmal einen schweren Trauerfall durchlebt und haben sich weitergebildet für die Beratung. Sie bieten einen geschützten Raum für die einzelne Person in Trauer wie für den Austausch untereinander in der Gruppe. In der Trauerberatung ist es möglich, die Trauer zuzulassen, sie behutsam „auszulösen“. Ihr ihren natürlichen Verlauf und Prozess zurück zu geben. Damit sie sich lösen, durchlebt werden kann und der Weg langsam frei wird für eine neue Sicht auf das eigene Leben. Aber dafür muss die Trauer erst einmal gewürdigt werden, braucht ihren Platz, wo sie sich zeigen darf. Trauerberater*innen lassen Ihnen dafür das eigene Tempo.

 

Das können Einzelberatungen sein, ein niedrigschwelliges Trauercafé oder eine angeleitete Trauergruppe. Hier können sich Trauernde untereinander austauschen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in der Trauer kann sehr heilsam und stärkend sein. Hier ist Verständnis füreinander möglich und auch ein gemeinsames, neues Netzwerk an Kontakten. Aber nicht jede*r oder jede*m liegt das Gruppenerleben. Manche bevorzugen die Einzelberatungssituation.

 

 

Ich wünsche Ihnen, dass Sie für Ihre Trauerberatung den richtigen Rahmen finden!

 

Monika Müller-Herrmann

 

 

 

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