Besuche im Pflegeheim. Was mache ich, wenn meine an Demenz erkrankte Mutter oder mein Vater mich nicht mehr erkennen?
Es ist eine schwere Entscheidung, einen demenzerkrankten Elternteil ins Pflegeheim zu geben. Besuche sind besonders wichtig, um das Einleben im Pflegeheim zu ermöglichen. Aber was mache ich, wenn mein Vater oder meine Mutter schon sehr lange im Pflegeheim sind, bettlägerig werden, kaum noch sprechen, mich gar nicht mehr zu erkennen scheint? Meinen Namen nicht mehr weiß? Mich nicht mehr anschaut? Wenn eine sehr fortgeschrittene Krankheitsphase eingetreten ist, die Eltern bettlägerig werden und immer weniger oder gar nicht mehr sprechen?
Viele Angehörige bemühen sich, ihre Eltern im Pflegeheim sehr regelmäßig zu besuchen. Sie wollen Kontakt halten zu den Pflegenden, suchen Gespräche mit dem Personal, beobachten aufmerksam, wie es ihren Eltern geht. Wie oft hofft man auf ein Lächeln, auf ein Wiedererkennen, auf eine Begrüßung und einen liebevollen Blick? Und geht wieder weg, mit Schuldgefühlen, mit Zweifeln, mit Sorgen? Der Besuch kann von den Eltern schnell wieder vergessen sein, während man selbst oft an die Eltern denkt, wie sie einsam und vollständig auf Hilfe angewiesen im Bett liegen.
Kein Mensch kann Ihnen sagen, was ein Angehöriger mit weit fortgeschrittener Demenz wirklich empfindet, wenn Sie ihn besuchen. Achten Sie auf die Mimik. Besonders die Falte auf der Stirn über der Nase, die wir als Zornfalte kennen, sagt oft viel über Anspannung und Wohlbefinden aus. Ist sie angespannt, kann das auf Unbehagen hindeuten. Achten Sie auf allgemeine Zeichen von Anspannung oder Entspannung, auf ein Stöhnen oder Brummeln, auf Laute und Töne.
Wichtige Hilfsmittel wie Hörgeräte oder Brille, die für gesunde ältere Menschen eine große Hilfe sind, können oft nicht mehr genutzt, sinnvoll eingestellt oder aktualisiert werden. Vielleicht ist das Sehen und Hören ungenau geworden. Achten Sie auf Einschränkungen des Blickfelds, probieren Sie es auch mal von der anderen Seite des Bettes / Tischs aus.
Das Durstgefühl hat oft stark nachgelassen. Hier kann es helfen, immer wieder kleine Mengen von Flüssigkeit anzubieten, schluckweise, oder etwas Obst zum Lutschen anzubieten, oder den Mund zu befeuchten. Lassen Sie sich vom Pflegepersonal Hilfsmittel geben, haben Sie den Mut, zu experimentieren.
Körperkontakt ist sehr wichtig, bieten Sie immer wieder behutsam Ihre Hand an, nehmen Sie vorsichtig und liebevoll Körperkontakt auf. Wundern Sie sich nicht, wenn das Pflegepersonal Ihren Eltern Kuscheltiere ins Bett legt oder etwas über dem Bett aufhängt, um das Sichtfeld anzuregen. Das dient der Anreicherung einer reizarmen Umgebung mit Angeboten von Sinnesreizen. Sie können selbst auch etwas von zu Hause mitbringen. Oft sind Jugendbilder besser als aktuelle Bilder, da Ihre Eltern vermutlich sehr in der Vergangenheit leben.
Erzählen Sie in ruhigem Ton von früher! Auch wenn Ihr Vater oder Ihre Mutter sie nicht mehr anspricht oder mit sichtbaren Zeichen des Erkennens begrüßt, ist der Klang der vertrauten Stimme ganz wertvoll. Wenn Sie wissen, was frühere Lieblingsgetränke oder Lieblingsspeisen waren, sagen Sie das dem Pflegepersonal.
Sprechen Sie offen mit dem Pflegepersonal, ob Sie bei einer Verschlechterung des Zustands noch nachts angerufen werden wollen, ob sie noch mal eine Krankenhauseinweisung möchten oder eine palliative Pflege bis zuletzt im Pflegeheim wünschen. Das Pflegepersonal wird Ihnen sehr, sehr dankbar sein, wenn Sie klare Absprachen treffen und diese auch gemeinsam schriftlich festhalten.
Und vergessen Sie nicht: Sorgen Sie auch für sich gut. Ihr Vater oder Ihre Mutter hätten nicht gewollt, dass Sie Ihr normales Leben ganz für sie aufgeben. Wenn Sie Hilfe und Erleichterung benötigen, bitten Sie um einen zusätzlichen Besuchsdienst oder um einen Hospizdienst. Das sind einfühlsame, ehrenamtliche, geschulte Menschen, die Ihren Vater oder Ihre Mutter kostenfrei regelmäßig besuchen können.
Ich wünsche Ihnen Mut, Trost und Zuversicht und Ihren Eltern die beste Pflege, die sie verdient haben!
Monika Müller-Herrmann
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Hohmanm (Samstag, 30 Januar 2021 09:59)
Alles nicht mehr möglich: meine Mutter verstarb im Pflegeheim aufgrund des von der Politik (?) verhängten über 2monatigen wegen "Corona" verhängten unsinnigen Besuchsverbotes!!!
Monika Müller-Herrmann (Samstag, 30 Januar 2021 11:06)
Lieber Herr oder Frau Hohmann,
ich finde diese Besuchsverbote auch unsäglich. Ich bin froh, dass meine demente Schwiegermutter, oben im Bild, das nicht mehr erlebt hat. Sie starb 2019 eines natürlichen Todes.
Meine herzliche Anteilnahme für Sie, mögen Sie und Ihre Mutter Ihren Frieden finden innerlich,
Monika Müller-Herrmann
Helga (Mittwoch, 10 Mai 2023 11:44)
Meine Mutter (89 Jahre) wurde im Januar an der Hüfte operiert. Nach ein paar Tagen im Krankenhaus kam sie für 2 Wochen in die Geriatrie. Dann wurde ich darüber informiert dass meine Mutter auf keinen Fall nach Hause könnte und kam dann ins Pflegeheim zur Kurzzeitpflege. Seit der OP ist sie dement, vor der OP gab es für Demenz keinerlei Anzeichen. Im Pflegeheim ist sie zweimal aus dem Bett gestürzt, kam dann auch immer mit dem Krankenwagen zur Untersuchung ins Krankenhaus. Beim ersten Mal hatte sie 3 Wirbel im Rücken gebrochen, beim zweiten Mal kam noch ein Blutgerinnsel im Kopf hinzu. Nach den Untersuchungen im Krankenhaus kam sie immer sofort wieder zurück ins Pflegeheim. Von den Ärzten wurde mir von einer weiteren OP abgeraten. Seit Ende Januar ist sie jetzt im Pflegeheim, mittlerweile vollstationär. Meine Mutter hatte auch gekrampft. Sie bekommt jetzt alle 3 Tage ein neues Schmerzpflaster. Seit einiger Zeit ist sie total dement, sie weiß nicht wo sie ist, ob Tag oder Nacht ist, welche Uhrzeit. Sie weiß nicht ob sie etwas gegessen hat. Essen tut sie kaum noch, ein paar Löffel Pudding. Ihre Zähne kann sie auch nicht mehr anziehen, die passen nicht mehr. Sie sieht auch schon länger kaum noch etwas wegen ihrer trockenen Makula. Die meiste Zeit schläft sie. Sie nestelt sehr viel an der Bettdecke, macht Bewegungen mit ihren Händen und sagt mir, ich solle irgendwelche Sachen aufheben die ihr gerade heruntergefallen sind. Dann sieht sie irgendwelche Sachen und sagt, ich solle sie wegräumen. Manchmal ist sie aggressiv. Von den Pflegern bekomme ich oft erzählt, dass meine Mutter nachts geschrien hat. Vor einiger Zeit hatte ich ihr versprochen, dass sie nie in ein Pflegeheim kommt und dass ich immer für sie da sein werde. Bevor sie operiert wurde, habe ich sie morgens angezogen, ihr die Tabletten gegeben (alles vor meiner Arbeit), und abends habe ich sie ins Bett gebracht. Zweimal in der Woche kam eine Frau vom Pflegedienst, die ist dann mit meiner Mutter ein bisschen raus gegangen oder hat einfach nur mit ihr geredet, damit sie nicht immer so allein ist. Wenn ich vom Pflegeheim nach Hause fahre, muss ich erstmal laut weinen. Ich fühle mich sehr schlecht und habe Schuldgefühle, weil ich mein Versprechen nicht gehalten habe. Es tut mir in der Seele weh. Es gab Wochen, da habe ich mich zu Hause verkrochen und hab nur geweint. Mittlerweile treffe ich mich aber wieder mit Freunden. Ich kann mich nur nicht mehr wirklich über irgendetwas freuen, weil ich dann sofort wieder Schuldgefühle habe. Ich würde meiner Mutter gerne helfen, irgendetwas tun, anstatt nur hilflos an ihrem Bett zu sitzen. Wenn ich nach Hause fahre habe ich ein schlechtes Gewissen und wenn ich einen Tag nicht da bin, habe ich auch ein schlechtes Gewissen. Ich fühle mich so schlecht, kann auch nicht mehr richtig schlafen. Diese Schuldgefühle sind schlimm, ich wollte doch immer für meine Mutter da sein.
Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 14 Mai 2023 12:53)
Liebe Helga,
danke für Ihr Vertrauen, hier zu schreiben. Denn so wie Ihnen geht es vielen Kindern sterbender oder alter, dementer Menschen: Aus Gründen, die von außen sehr nachvollziehbar sind, fällt die Entscheidung, die Eltern ins Pflegeheim zu geben. Das löst oft Schuldgefühle aus, die dann im Sterbe- und Abschiedsprozess noch einmal stärker werden, später dann auch die Trauer bestimmen.
Sie tun mit jedem Besuch im Pflegeheim ihrer Mutter einen wertvollen Dienst. Der Abschied von Ihrer Mutter ist schmerzlich. Wenn Sie an ihrem Bett sitzen, ihr die Hand halten, die LIppen befeuchten, tun sie einen wertvollen Dienst. Ich glaube Ihnen, dass der Abschied sehr schmerzlich ist. Da sie sehr unter den Schuldgefühlen leiden, würde ich Ihnen gerne raten, sich eine Trauerbegleitung oder Psychotherapie zu suchen, damit Sie mit den Gefühlen nicht alleine bleiben müssen. Ich habe auch schon Angehörige in diesem Prozess begleitet und es auch selbst als Angehörige erlebt, dass es sehr hilft, mit neutralen Personen darüber zu sprechen.
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Alex (Dienstag, 21 November 2023 13:55)
Ich lebe seit 1999 in Italien. Meine Mutter ist seit 2004 im Altenheim in Deutschland und seit 2013 in einem Psychiatrischen Pflegeheim. Sie ist fast 82 Jahre alt aber stark Psychotisch durch Paranoide Schizophrenie seit mindestens 1997 wahrscheinlich Jahrzehnte frueher. Die Beziehung zu meiner Mutter war immer ganz besonders eng. Sie ist mein "Herzensmensch" .....der naechste in der Rang-Liste ist dann erst mein Mann.
Was wir durch ihre Krankheit in den letzten 25 Jahren mitgemacht haben fuellt mehrere Kinofilme. Alles sehr dramatisch und traumatisch. Bis hin zu ihrer Obdachlosigkeit 2004 die ich gerade noch so verhindern konnte.
Seit sie in den Heimen lebt war ich bis 2021 jedes Jahr einmal bei ihr zu Besuch....trotz der langen Anreise. In diesen Jahren hatten wir trotz allem Leid immer auch schoene Momente. Aber in den letzten Jahren ging es sehr stark bergab.
Schon in 2021 hat sie mich zwar erkannt konnte dann aber nur schweigend neben mir sitzen und ins Leere schauen. In den letzten 25 Jahren gab es keinen Tag an dem ich nicht den Schmerz gespuert habe dass diese grausame Krankheit mir meine Mutter schon mit 55 Jahren "genommen" hat.....obwohl sie noch weiterhin lebt....aber fuer mich geistig unerreichbar ist. Ich habe sehr gelitten und konnte lange lange.....wahrscheinlich bis heute......nicht wirklich gluecklich sein in meinem Leben. Auch die schoenen Momente waren immer von diesem Schatten umgeben der sich wohl irgendwo in meiner Seele festgesetzt hat. Nun ist meine Mutter ....auch durch die starken Medikamente.....sehr stark dement. Und ich weiss.....das hat sie mir in der Vergangenheit wohl 100 Mal gesagt..... dass sie absolut nicht wollen wuerde dass ich so leide oder dass ich so viele Jahre ausgerechnet wegen ihr, die immer nur das allerbeste fuer mich wollte, so gelitten habe.
Ich will nun ganz einfach nicht mehr diese 1.200 km lange Reise auf mich nehmen um dann dort selbst wieder so angeschlagen zu sein von der Situation............und nach 5 Minuten weiss meine Mutter selbst dann nicht mehr dass ich ueberhaupt jemals gekommen bin. Ich will nicht mehr leiden. Und vor allem will ich nicht sinnlos leiden. Denn "sinn" wuerde das alles ja nur machen wenn meine Mutter auch nur irgendeine Freude dadurch haette. Das ist aber nicht so.
Ich weiss dass es rational absolut Sinn macht NICHT mehr dahin zu fahren.....den auch meine Seele ist ja schuetzenswert. Aber das schlechte Gewissen gibt trotzdem keine Ruhe. Einfach mehrere Jahre nicht mehr zu der eigenen dementen Mutter zu fahren und einfach darauf warten dass sie stirbt....das ist schon unerhoert, oder?
Erst wenn sie stirbt ist mein Leiden vorbei......und ich habe nach 25 Jahren einfach keine Kraft mehr noch weiter zu leiden. Die Reise hat fuer mich ausserdem auch deutlich negative finanzielle Faktoren.....und macht somit immer weniger Sinn. Wie kann ich psychisch mit dieser Zwickmuehle klarkommen?
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 22 November 2023 10:44)
Hallo Alex,
vielen Dank dass Sie hier Ihre Sorgen teilen. Es ist sehr verständlich, wenn Sie bei der weiten Fahrt, den Fahrtkosten und der damit verbundenen Mühe Ihre Mutter nicht mehr besuchen wollen und können. Wie Sie selbst schreiben, auch Ihre Seele ist schützenswert und Ihre Mutter wird Ihren Besuch wenige Minuten danach wieder vergessen haben. Vielleicht können Sie mit dem Pflegeheim eine Vereinbarung treffen, dass ein ehrenamtlicher Besuchsdienst Ihre Mutter regelmäßig besucht? Viele Heime haben Kooperationen mit Besuchsdiensten, vielleicht wäre das für Sie ein guter Kompromiss?
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Ilka (Freitag, 08 Dezember 2023 23:40)
Meine Mama wird im Januar 76 Jahre
Ihre Demenz fing langsam mit gerade mal 60 Jahren an.
Nachdem ihr 12 Jahre ältere Bruder mit Demenz an einer Lungenentzündung starb.
Ihre Eltern Jahre vorher das gleiche.
Sie selber hat meinen Bruder im Alter von 24 an Drogen verloren.
Das hat sie nie überwunden.
Vor dreieinhalb Jahren bekam meine Mama in Corona Zeiten einen leichten Schlaganfall und kam ins Krankenhaus.
Dort sagte man mir ,dass ich damit nicht mehr alleine fertig werde.
Und so entschied ich schweren Herzens Sie (meine Mama und beste Freundin)ins Heim abzugeben.
Zu dieser Zeit hatte ich auch noch meinen Papa der schon 14 Jahre zur Dialyse dreimal die Woche fuhr zur Pflege.
Er starb am gerochen Herzen.
Weil er ohne seiner geliebten Frau verloren war.
Zu dieser Zeit wurde meine 14 Jahre alte Tochter so krank das sie für 3,5 Monate in eine Klinik musste,sie wollte nicht mehr leben.
Eine fürchterliche Zeit.
Ich fuhr ins Heim,in die Klinik dann zu meinem Vater .
Wieder nach Hause zu meinem Mann und meinen Söhnen.
Ein Glück hat mein Mann das alles mit mir getragen.( Bester Mann) .
Ich bin dann aber auch total ins tief gerutscht und habe eine Therapie gemacht.
Ein super Therapeuten hatte ich.
Er hat mir sehr geholfen.
Und trotzdem ist da immer dieses schlechte Gewissen,Sie meine Mama und beste Freundin im Stich gelassen zuhaben.
Jetzt fahre ich 3-4 mal die Woche zu Ihr.(nicht nur für Sie,sondern auch für mich)
Mal länger mal auch nur kurz.
Sie kann wieder laufen, ist sehr verwirrt und kann sich nur schwer mitteilen.
Mal weiss sie wer ich bin ,mal nicht.
Es ist sehr schwer .
Und immer sagt sie oft traurig zu mir
Ich muß doch nach Hause .da ist sie wieder klar und deutlich.
Heute ist ein Tag,da kann ich es gar nicht ertragen.
Wie geht man damit um?
Susanne Morris (Dienstag, 20 Februar 2024 20:04)
Ich kaämpfe ebenfalls mit Schuldgefühle, aber schlimmer noch ist die Hilflosigkeit, denn och kann den Zustand und das Leiden meiner Mama, die ich trotz einer oftmals schwierigen Bewiehung über alles und für immer liebe. Ich lebe aeit 32 Jhren in den USA und bin jedes Jahr mit meiner Familie zu einem ausgedehnten Sommer Besuch gekommen. 2015 wurde mein Vater dann sehr sehr krank. Er erkrankte in einem sehr aggressiven Krebs, der von Ärzten nicht erkannt wurde und der sich dann von der Ur Speicheldrüse ins Gehirn weiter verbreitete. Ich war dann 2017 1/2 Jahr lang alleine mit meinen Eltern in Deutschland. meine Mutter, hatte eine Hüft OP und ich sollte eigentlich nur fünf Wochen zur Hilfe da sein. Aber durch ein angewendete Medikament, erhält sie dann eine Hirnblutung und war ein halbes Jahr in der Therapie. Sie konnte nicht mehr laufen sprechen schreiben nichts mehr. Zum gleichen Zeitpunkt bekam mein Vater dann nie endgültige Todesdiagnose wir mussten das Haus meiner Eltern auflösen und meine Eltern mussten zu Verwandten ins Saarland ziehen. Bis dahin hatten sie in der Kölner Gegend gewohnt nach einem halben Jahr kam meine Mutter aus der Klinik . und ich flog dann zurück zu meiner Familie. Die Familie meines Vaters half liebevoll. Mein Vater starb fünf Monate später. Meine Mutter war alleine, aus ihrer eigenen Heimat Gegend entwurzelt. Und ihre Welt wurde mit der Zeit immer kleiner und kleiner. Sie fühlte sich unsicher und verlassen. Dann kamen die ersten Anzeichen der Demenz.. sie fand sich in ihrer Wohnung, in die sie und mein Vater gezogen waren, nicht mehr zurecht. Aber sie lehnte einen Umzug ins Heim ab . ist dann gar nichts mehr ging. 2023 wurde es dann so schlimm, dass sie nicht mehr alleine leben konnte. Es blieb keine Wahl als sie in eine Residenz einzuweisen. Das war genau das ist, was sie niemals wollte. Sie wollte sich lieber selber das Leben nehmen. Sie hat mich immer wieder gefragt ihr dabei zu helfen. Aber das konnte ich einfach nicht. So ist sie jetzt seit acht Monaten in dieser Residenz und ihr Zustand verschlechtert sich. Inzwischen komme ich zweimal im Jahr über geflogen . Letztes Jahr war ich für sieben Wochen da. Jetzt wieder für drei. Zwischendurch kommen meine inzwischen Erwachsenen Töchter. Wir wechseln uns alle ab. Damit sie Besuch von uns bekommt. Wir lieben sie sehr. Und die Familie hier besucht sie ebenfalls dreimal die Woche. Aber ich sehe ihr Leiden und ich fühle mich machtlos. All die Erinnerung an Messer und Zeiten. Und dabei ist es ganz egal das nicht immer alles rosig zwischen uns war. Das spielt jetzt überhaupt gar keine Rolle mehr mehr. Ich wünschte nur, ich könnte dir helfen. Wenn ich vor acht bin, fahre ich jeden Tag mehrere Stunden hin. Manche Tage sind besser und manche sind nicht gut. Und ich bin mir bewusst, dass bei meinem nächsten Besuch in sechs Monaten, eine weitere Verschlechterung ihres Zustandes eintreten kann. Bis dahin fliegt natürlich auch meine Tochter wieder hin. Ich kann nur sagen, was für ein Segen. Es ist, einen Mann zu haben, der mit alldem einverstanden ist, und Töchter zu haben, die ihre Großmutter abwechselnd besuchen. Ich kann ihr Gefühle der anderen verstehen, die ihr geschrieben haben. Und ich bete, dass Gott das Leiden lindert für unsere Eltern und für uns.
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 21 Februar 2024 09:40)
Liebe Frau Morris,
danke, dass Sie Ihre Gefühle hier schildern, die ganz vielfältig typisch sind für den ganz langsamen, schleichenden Abschied bei Menschen mit Demenz. Ich wünsche Ihnen auch eine Linderung des Leidens, Ihres seelischen Leidens und das Ihrer Eltern. Sie können sich vor Ort Unterstützung suchen durch einen Hospizberatungsdienst, der ins Pflegeheim kommt.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Susanne Morris (Mittwoch, 21 Februar 2024 11:00)
Vielen Dank für Ihre Rückantwort. Es hilft zu wissen, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist, sondern, dass andere Betroffene genauso fühlen und Verständnis haben. Ich entschuldige mich für die gestrigen Schriftfehler. Ich kam gerade von einem Besuch bei meiner Mutter und war schon sehr niedergeschlagen und hab die Message ins Telefon gesprochen. Da kommen immer wieder Emotionen hoch, auch über den schweren Leidensweg und Tod meines Vaters. Sowas kann man nicht einfach so wegstecken. Zudem bin ich Einzelkind ohne Geschwister. Das macht es natürlich nicht leichter. Deshalb bin ich froh, dass ich Ihre page gestern in meiner Verzweiflung gefunden habe und die Beiträge der anderen Betroffenen lesen konnte. Nochmals vielen Dank.
Astrid (Sonntag, 07 April 2024 18:12)
Meine Mutter (89) hat eine Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie (SAE).
Seit 3 Tagen ist sie stationär in einer Geriatrie.
Eigentlich ist sie gut führbar, wenn es nach ihrem Willen geht.
Sie lebt in ihrer eigenen Welt, erkennt mich und spricht mich auch mit Namen an.
Schwierig wird es, wenn ich mich verabschiede und nach Hause gehe.
Dann wird sie laut und möchte mit. Sie lässt sich auch nicht wirklich beruhigen.
Was kann ich tun?
In unserer Familie ist es immer wichtig gewesen, zu grüßen und sich ordentlich zu verabschieden.
Ich will den Pflegekräften nicht unnötig Arbeit machen (bin selbst Krankenschwester) und auch meiner Mutter den Stress nicht antun.
Aber sie nicht zu besuchen, ist auch keine alternative.
Ich fahr immer mit Bauchschmerzen hin, wenn ich an mein nachhause gehen denke.
Vielen Dank für ihre Antwort
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 10 April 2024 07:37)
Liebe Astrid,
danke, dass Sie Ihre Erfahrungen mit Ihrer Mutter hier teilen. Ich danke Ihnen für Ihre Ehrlichkeit. Vielleicht finden Sie einen anderen Weg, sich bei den Besuchen "rauszuschleichen"? Ich habe manchmal den Trick benutzt "Ich gehe noch mal kurz raus und spreche mit den Pflegekräften" oder "Ich gehe nochmal kurz in die Verwaltung..." Es ist doch Ihnen weiterhin wichtig, Ihre Mutter zu besuchen. Der Abschied ist schwer. Der Mensch mit Demenz möchte meistens mit, mit nach Hause. Das war bei uns nicht anders. Ich wünsche Ihnen Erfindungsreichtung und dass Sie sich die innere Erlaubnis geben, sich anders aus dem Zimmer zu lösen als mit einer vollen Verabschiedung.
Mit herzlichen Grüßen,
Monika Müller-Herrmann
Ilka Tack (Mittwoch, 08 Mai 2024 22:26)
Schade ,dass Sie mir nichts zurück geschrieben haben �
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 09 Mai 2024 12:06)
Liebe Frau Tack,
ich kann hier auf der Seite nur einen Eintrag von Ihnen von Dezember finden. In der Zeit war ich sechs Wochen im Krankenhaus und in der Reha wegen einer Knie OP. Bitte verzeihen Sie, wenn ich es nicht täglich und zeitnah schaffe, hier auf alle Beiträge zu reagieren. Hatten Sie mir eine Email geschrieben? Ich erhalte leider pro Tag bis zu 50 Spam Emails und schaffe es nicht, die alle durchzusehen.
Aktuell ist mein Mann von Demenz betroffen, so dass ich selbst seit Monaten in einer sehr schwierigen Lebenssituation bin.
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Violetta Jäger (Sonntag, 19 Mai 2024 22:56)
Meine Mutter ist seit vier Monaten im Pflegeheim.
Sie ist 88 Jahre alt und dement.
Vor eineinhalb Jahren hatte sie einen Schlaganfall, der die Demenz verstärkte. Bis dahin lebte sie allein und wollte auch von niemanden Hilfe.
In den letzten fünf Jahren hatte sie einige Operationen hinter sich, Brustkrebs, Fuß Op., Schulter Op.
Mein Bruder pflegte sie ein Jahr, lebte bei, doch dann konnte er nicht mehr.
Ich holte sie nach München und arbeitete weniger. Sie lag den ganzen Tag im Bett, ihr fiel buchstäblich die Decke auf den Kopf. Ich kam mir vor wie eine alleinerziehende Mutter. Arbeit, Mama versorgen, einkaufen, Haushalt, Mama duschen, mit ihr spazieren gehen, Mama ins Bett bringen, selbst müde ins Bett fallen. Dazu meinen Lebensgefährten versorgen, der wegen Herzerkrankung und Wasser in der Lunge ins Krankenhaus musste.
Ich brachte meine Mutter ins Pflegeheim, erst Kurzzeitpflege, dann voll stationär.
Sie wirft es mir immer noch vor. Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl, wenn ich sie besuche, mache mir Vorwürfe. Sie will heim.
Jetzt nach vier Monaten immer noch und ich weiß nicht, was ich antworten soll.
Heute brachte ich ihr einen Fernseher, den mein Sohn anschloss.
„Das heißt, dass ich hier nicht mehr heraus komme“, sagte sie,
Sie vergisst, dass sie jede Woche Besuch bekommt von mir mit ihren Enkelkindern, dass sie nicht allein ist, sie weiß auch nicht wie alt sie ist, sie hat keine Lust sich mit anderen „abzugeben „. Die stehen alle unter ihr.
Ich habe ein total schlechtes Gewissen …
Wem geht es noch so? Wie soll ich damit umgehen?
Monika Müller-Herrmann (Montag, 20 Mai 2024 07:31)
Liebe Violetta Jäger,
danke, dass Sie Ihre Sorgen und Gefühle hier teilen. Die Schuldgefühle, die wir empfinden, wenn wir einen nahen Angehörigen ins Heim geben, sind eine schwere Prüfung. Meinem Mann ging es damals so, als er seine Mutter ins Heim brachte, und mir ging es jetzt so, als ich meinen Mann für die Kurzzeitpflege ins Heim brachte. Diese Schuldgefühle sind wirklich sehr stark und eine Belastung. Selbst wenn wir uns rational, vom Verstand her, objektiv sagen können, dass es notwendig ist, dass es keine andere Lösung gibt, sind diese Gefühle sehr schwer. Ja, und Menschen mit Demenz sind oft scheinbar ungerecht in ihrem Urteil, da sie sich ja nicht erinnern können, wie oft sie Besuch bekommen.
Wenn Sie Austausch mit anderen Betroffenen suchen, schreiben Sie mich an. Ich gründe gerade eine Selbsthilfegruppe (online) für Angehörige von Menschen mit Demenz. Oder suchen Sie eine Selbsthilfegruppe in ihrer Nähe? Außerdem habe ich eine sehr gute Facebookgruppe für das Thema Demenz. Schreiben Sie mir einfach eine Email an monika.mueller-herrmann@gmx.de
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Marion (Sonntag, 21 Juli 2024 12:06)
Danke für diese Zeilen und Hinweise.
Ich mache mir zum Beispiel Gedanken wenn ich für einpaar Tage mal weg fahre. Sonst Besuche ich meine Mutter sehr oft. Sie ist Demenz Krank die letzte Phase Wohnt im Betreuten Wohnen seit 4 Jahren und Sie hat bloß noch mich. Mich beschäftigt dieser Zustand meiner Mutter sehr.
Monika Müller-Herrmann (Sonntag, 21 Juli 2024 20:11)
Liebe Marion,
danke, dass Sie hier von Ihrer Mutter berichten. Ich kenne diese Sorgen sehr gut. Was ist, wenn ich mal wegfahren möchte... die Frage stelle ich mir auch oft. Es ist gut, wenn man im Heim fragt, ob es einen Besuchsdienst gibt. Oft gibt es Ehrenamtliche, die so etwas übernehmen können. Es ist wichtig, sich ein Netz aus Hilfe und Unterstützung aufzubauen, wenn man langfristig jemanden mit Demenz betreut.
Herzliche Grüße
Monika Müller-Herrmann
Helga (Donnerstag, 25 Juli 2024 08:00)
Guten Morgen,
ich verfolge seit längerem Ihren Vlog und es tut gut von anderen zu hören die mit den gleichen Schuldgefühlen/Gefühlen kämpfen.
Meine Mutter ist seit einem Jahr im Pflegeheim. Sie leidet an Parkinson und Demenz. Vor Jahren wurde ihr ein Hirnstimulator eingesetzt, welcher den Parkinson dämmen sollte. Doch leider hat/hatte es bei ihr nicht die gewünschte Wirkung. Hinzu kommt dass alle paar Jahre die Batterie gewechselt werden muss, und jede Narkose führt zu einem Schub der Demenz. Wir haben die Pflege selbst versucht zu bewältigen. Meine Eltern sind erst Mitte 60, also mein Vater noch berufstätig und ich auch mit Kindern. Es war ein Spagat es zu bewältigen, so dass wir schweren Herzens sie in Pflegeheim tun mussten. Seit dem werde ich von Gewissensbissen zerfressen. Ich besuche sie 1x die Woche, meine Tante und mein Vater auch. Jeder hat schon seine festen Tage. Oft erkennt sie mich garnicht. Ich frag sie weißt du wer ich bin, sie lächelt und weiß aber nicht wer. Manchmal starrt sie vor sich hin und ist in ihrer eigenen Welt. Durch das Parkinson ist sie eigentlich geh beeinträchtigt und kann nicht weit alleine laufen, doch neuerdings hat sie es geschafft unbemerkt aus dem Heim zu laufen und wurde mal von Passanten aufgegabelt und letztes Mal von einem Mitarbeiter der Einrichtung der auf dem Arbeitsweg war. Keiner weiß oder kann uns sagen wie sie raus kommen konnte.
Ich weiß nicht wie ich vorgehen soll. Das heim ist mit Personal unterbesetzt wie überall. Zu meinen Besuchszeiten ist nicht immer jd anwesend von der Pflegeleitung meist nur Pflegehelfer. Ich habe überlegt an die Verwaltung mich zu wenden ich möchte aber auch nicht für irgendwelche Nachteile für meine Mutter sorgen. Mein Vater ist psychisch am Ende. Er schuftet eigentlich nur für die Pflege meiner Mutter. Dieses Jahr geht er auch in Rente. Hat ein Bandscheibenvorfall und überlegt sich dennoch die aus dem Heim zu holen und dann daheim zu pflegen. Überhaupt kommt er mit allem garnicht klar oft sagt er, er wünscht sich er würde endlich von uns gehen. Ich versuche ihn aufzumuntern, zu zu reden, abzulenken aber er schirmt sich auch vor allem ab. Ich habe die Befürchtung wenn er in Rente geht und der geregelte Alltag und Kontakt zu Kollegen weg fällt, dass er noch mehr sich verschließt. Das war nur ein kleiner Auszug von meinem Dilemma.
Vielen Dank fürs Zuhörern.
Liebe Grüße
Monika Müller-Herrmann (Donnerstag, 25 Juli 2024 11:14)
Liebe Helga,
ich kann mich in Ihre Lage sehr gut hineinversetzen. Die Unterbringung eines nahen Angehörigen im Pflegeheim ist leider sehr oft it Schuldgefühlen besetzt, obwohl es bei Menschen mit Demenz meistens unumgänglich ist. Es kann kein Angehöriger rund um die Uhr leisten. Wenn Menschen mit Demenz diese Weglauf/ bzw. heute Hinlauftendenz bekommen, finden sie fast immer einen Weg raus aus dem Pflegeheim. Das habe ich auch als Altenpflegerin und Heimleitung sehr oft bemerkt. Eine Hilfe kann ein elektronischer Marker am Fuß sein, damit sie so schnell wie möglich gefunden werden.
Die Liebe zu den Menschen mit Demenz reißt ja nicht ab, das emotionale Band bleibt. Wir wollen alle das Beste für sie, müssen aber auch an uns selbst und unsere Kräfte denken. Das ist, wie Sie schon schreiben, ein Spagat. Achten Sie auch auf sich und Ihre Grenzen!
Mit herzlichen Grüßen
Monika Müller-Herrmann
Helga (Freitag, 26 Juli 2024 06:18)
Vielen Dank �
Helga (Mittwoch, 11 September 2024 08:00)
Guten Morgen Frau Müller-Herrmann,
ich weiß nicht ob Sie mir einen Rat hätten aber vlt. kennen Sie sich da etwas aus. In der Einrichtung meiner Mutter herrscht, wie so überall Personalmangel. Nun ist schon Wochenweise auf ihrer Station nur 2 Personen auf Knapp 25 Heimbewohner. Das Personal schafft ständig auf Hochtour aber stößt an seine Grenzen bzw. kommt oft garnicht hinterher. Von der Leitung werden sie ständig vertröstet. Mittlerweile merkt man auch einen richtigen Abgang vom guten Personal weil alle sich wegbewerben. Und die wo kommen wollen nicht bleiben oder arbeiten halbherzig/lustlos. Ich frage mich was kann ich als Angehörige tun ohne Nachteile für meine Mutter zu haben?
LG und vorab schon mal vielen Dank für Ihre Rückmeldung.
Monika Müller-Herrmann (Mittwoch, 11 September 2024 21:12)
Liebe Helga,
Sie können die Pflegekraft offen ansprechen, dass Sie die Not und den Stress sehen, unter dem sie stehen. Wenn Sie nicht in vorwurfsvollem Ton sprechen, sondern sowohl Ihre Sorge um Ihre Mutter wie Ihr Mitgefühl für die Pflegekräfte ausdrücken, ist ein guter Anfang gemacht. Fragen Sie die Pflegekräfte direkt, wo Sie unterstützen können, z.B. indem Sie Ihrer Mutter das Essen reichen oder indem Sie Erledigungen mit für sie und andere Bewohner*innen übernehmen. Man kann sich auch ehrenamtlich im Heim engagieren. Ich wurde z.B. relativ früh schon auf den Heimbeirat hingewiesen, dass ich mich als Angehörige auch dort engagieren könnte. Oder ich wurde gebeten, Dinge mitzubringen, die ich von zu Hause an Beschäftigungsmöglichkeiten noch kenne und auch für andere z.B. eine kleine Spielerunde anzubieten.
Liebe Grüße
Monika Müller-Herrmann
P.S. Ich biete auch eine Online Selbsthilfegruppe für Angehörige von Demenz an, wir treffen uns freitagsnachmittags, 14 tägig, auf Zoom. Bei Interesse schreiben Sie mir eine Email an monika.mueller-herrmann@gmx.de
Helga (Donnerstag, 12 September 2024 07:49)
Vielen Dank, sie haben mir sehr geholfen.